Frauen denken und handeln proaktiv

Bild
Der Generationendialog an der FVW. Im Bild: Yvonne Gilli, Elisabeth Kopp, Evi Allemann und Moderatorin Regula Stämpfli (v.l.n.r.). Bilder: Sam Thomas.
Bild
Wünscht sich mehr emanzipierte Männer: Elisabeth Kopp.

Noch mehr Informationen zum Anlass finden Sie bei:
www.frauenvernetzungs
werkstatt.ch
.  

Weiter, voraus und unentwegt: Ja, Frauen denken. Dies zeigte sich an der diesjährigen FrauenVernetzungsWerkstatt ganz deutlich.

 

Cornelia Forrer

16:03:2009

 

Rund 550 Frauen fanden sich zum Vernetzungsmeeting am Samstag an der Uni St. Gallen und boten ein vielfältiges Frauenbild, wobei die ganz jungen Semester recht dünn gesät waren.

Doch nächstes Jahr soll auch dies anders sein, denn die Anwesenden wurden aufgefordert, mindestens eine bis 25-jährige Kollegin mitzubringen.
"Frauen denken unentwegt - und dies seit jeher", betonte Nationalrätin Lucrezia Meier-Schatz in ihren Ausführungen. Der Blick in die Vergangenheit beweise dies. Sie erinnere sich an die Lektüre der ersten anerkannten französischen Schriftstellerin des Spätmittelalters, die bereits damals mit ihrem Werk "Le Livre de la Cité des Dames" die weibliche Überlegenheit thematisiert und erste Denkprozesse ausgelöst habe.

Ihr folgten auf der ganzen Welt immer wieder Frauen, die sich für die Rechte der Frau stark machten. Mit den Gedanken sollten Frauen ein Fenster aufstossen, wie dies vor einem halben Jahrhundert Iris von Roten formuliert habe. Frauen hätten die Kraft, zu analysieren, zu differenzieren und Diskurse zu wagen und seien damit Männer voraus - auch im Denken.

 

Proaktiv informieren

"Frauen denken weit voraus", ist auch Kommunikationsberaterin Beatrice Tschanz überzeugt. "Und sie denken nicht nur voraus und damit weiter, sondern verstehen es auch aktiv zuzuhören", eine Fähigkeit, die den Männern ganz und gar fehle, wie sie anschaulich an Beispielen aus ihrem erfolgreichen Berufsleben demonstrierte.

Die proaktive, ehrliche und offene Kommunikation sei gerade in Krisensituationen von enormer Bedeutung, so jene Frau, die als Kommunikationsfachfrau nach dem Absturz einer Swissairmaschine auf einen Schlag weltweit bekannt wurde, weil sie anschaulich demonstriere, dass Emotionalität, Bestürzung und Mitgefühl in einer so schweren Situation helfen können, so sie denn ehrlich gemeint sind. "Gute Nachrichten kommuniziert jeder gern, doch schlechte werden meist delegiert", ist Tschanz sich bewusst.

Die grössten Kommunikationsfehler liegen in der defensiven Haltung. Diese rufe auch Medienvertreter aus der Reserve und locke zu recherchieren, um irgendetwas aufzudecken. Besser sei es, Fakten gleich im ganzen Ausmasse sichtbar zu machen, bevor Häppchen für Häppchen an die Öffentlichkeit gezerrt werde - also proaktiv.
Die deutsche Philosophin Annemarie Pieper erklärte, dass Frauen weiter denken können, weil sie multiperspektivisch an die täglichen Problemen herangingen. Im Referat über die weibliche Urteilskraft beschrieb die aus der TV-Sendung "Sternstunde Philosophie" bekannte Moderatorin, dass Frauen bessere Denkerinnen seien, weil sie riskante und ruinöse Praktiken vermieden, indem den Überlegungen nicht bloss eine einzige Diskursform zugrunde läge, sondern Probleme aus verschiedenster Sicht betrachtet würden.

Im Generationen-Dialog von gestandenen Politikerinnen mit jungen politisch engagierten Frauen wurde bewusst gemacht, dass Frauen oft gebremst werden - und dies nicht nur von Männern. "Was wir aber brauchen, sind emanzipierte Männer, die erfolgreiche Frauen ertragen und schätzen", so die erste Bundesrätin der Schweiz, Elisabeth Kopp, die in ihren Aussagen von alt Politikerin und beinahe Bundesrätin Judith Stamm bestätigt wurde.
Die Thurgauer Regierungsrätin, Monika Knill, meinte, dass gerade junge Frauen in der Politik nicht ernst genommen und ältere Politikerinnen nicht wahrgenommen würden.

 

Proaktiv arbeiten

Zehn Workshops zu verschiedensten Frauenthemen standen den Gästen am Nachmittag offen, um das Tagesthema "Frauen denken weiter" zu vertiefen. Nicht wie gedacht im kleinen Kreis, sondern mit rund 150 Frauen, ging das Forum von Kommunikationsfachfrau Beatrice Tschanz über die Bühne. Zum Thema Frauen Macht und Politik arbeitete Politologin Regula Stämpfli mit ihrer Gruppe.
Und Eva Grundl, Redaktionsleiterin der Vernetzungsplattform ostschweizerinnen.ch erkundete mit Frauen den Weg des Feminismus. Die Sängerin Sina liess nicht nur die Stimmen ihrer Frauen erklingen, sondern gab als Abschluss des Kongresses ein Konzert.


zurück            Diesen Artikel versenden            Mein Kommentar zu diesem Artikel
Verein ostschweizerinnen.ch · c/o Nelly Grubenmann · Tellen | Postfach 30· 9030 Abtwil · kontakt@ostschweizerinnen.ch