Ella Maillart: In der Welt zuhause

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Ella Maillart 1915 beim Skilaufen im Rock.
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Blick in die Dauerausstellung in Chandolin.

In Chandolin (VS) ist seit 1998 eine Dauerausstellung in der ehemaligen Kapelle zu sehen. Die Ausstellung erläutert den Lebensweg dieser aussergewöhnlichen Frau.

Diese aussergewöhnliche Frau wurde 1903 in Genf geboren und starb 1997 im Wallis. Sie war eine Abenteurerin, Spitzen-Sportlerin, Rednerin und begnadete Reiseschriftstellerin. Ella nahm an den Olympischen Spielen als Seglerin teil. Sie war mit Annemarie Schwarzenbach befreundet und entstammte gleich wie diese einem reichen Elternhaus. Ella unternahm Reisen in die Sowjetunion, China, Kaschmir, Indien und Afghanistan.

 

Ruth Aeberli

26:01:2009

 

Ihre Mutter dänischer Abstammung war schon begeisterte Sportlerin. Ihr Vater handelte mit Pelzen. Ella las leidenschaftlich Abenteuerromane und studierte Landkarten. Schon früh war sie auch eine leidenschaftliche Seglerin. Diese Passion teilte sie mit Hermine Saussure, einer Jugendfreundin von ihr. Sie empfinden das kriegsgeschüttelte Europa als egoistisch und dekadent und träumen vom Ausbruch in die Ferne. 1919 gründet Ella den ersten Landhockey-Club für Frauen. Ein Jahr vor der Matura bricht sie die Schule ab.

1924 ist Maillart Mitglied im Schweizer-Olympia-Team in Paris. Auch hält sie sich in England auf, wo sie Französisch unterrichtet. In Kreta nimmt sie an archäologischen Ausgrabungen teil und wertet seit dieser Reise ihre Erfahrungen in Artikeln und Vorträgen publizistisch aus. Sie selber fühlte sich nicht als Schriftstellerin in ihrem Herzen, trotzdem fanden ihre Artikel und Bücher Gefallen und sie hatte Erfolg damit.

1930 reist Maillart nach Moskau mit dem Ziel, ein Buch über den Sport und die russische Jugend sowie eines über den Film zu realisieren. Sie lernt Russisch. 1932 veröffentlicht sie über diese Reise ihr erstes Buch, das wie ihre folgenden Reisebücher mit eigenen Fotografien illustriert ist.

1938 lernt sie Annemarie Schwarzenbach kennen. Die beiden planen eine Reise nach Afghanistan. 1939 ist es soweit und sie fahren los. Leider verfällt Annemarie immer wieder ihrer Drogensucht, was Ella nicht erträgt. Sie trennen sich in Kabul. Maillart beginnt nun in Englisch zu schreiben, inspiriert von ihrem anglophilen Umfeld. Im November 1940 trifft Maillart in Tiruvannamalai ein, wo sie bis 1945 bleiben wird. Sie führt unter Anleitung von Sri Ramana Maharshi ein meditatives Leben. Nach Kriegsende 1945 kehrt sie nach Europa zurück.

Der Neuenburger Landschaftsmaler Edmund Bille lädt sie 1946 in sein Chalet ein. Sie fühlt sich sofort wohl, sowohl im Chalet als auch im Dorf mit der nomadisierenden und eigenwilligen Lebensweise der Bevölkerung. 1948 baut Ella sich ein Chalet in Chandolin.
Von da an lebt sie vom letzten bis zum ersten Schnee in diesem Walliser Dorf und den Rest der Zeit reist sie weiterhin nach Asien.

1951 nimmt Ella ihre Reisetätigkeit wieder auf und begibt sich nach Indien und Nepal. Dort dreht sie ihren Film „Seul au Nepal“. Neben dem jährlichen Aufenthalt in diesem Land unternimmt sie bis ins hohe Alter Reisen nach China, Tibet, Japan, Korea, Java, Jemen und in andere Länder Asiens. Um ihren Lebensunterhalt zu verdienen begleitet sie kleine Gruppen von Touristen als Reiseleiterin, schreibt Artikel, hält Vorträge, kommentiert Aufführungen ihrer Filme und tritt oft im Westschweizer Radio und Fernsehen auf.

Ella Maillart stirbt 1997 in Chandolin WS, wo sie als Ehrenbürgerin beigesetzt wird. Das Dorf und die gegründete Vereinigung „Freunde Ella-Maillarts“ eröffnen ein Museum welches sich in der alten Kapelle von Chandolin befindet.

Diese Ausstellung erläutert den BesucherInnen den Lebensweg dieser Frau anhand von zahlreichen Fotographien, Zeichnungen, Zeitungsartikel, Plakate und Objekte, die Ella Maillart auf ihren Reisen zusammengetragen hatte. Sicher ein Besuch wert.


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