Buchvernissage von Ina Praetorius „Erbarmen. Unterwegs mit einem biblischen Wort“

11:09:2014

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Autorin Ina Praetorius, Wattwil
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Heidi Kabangu-Stahel, Els Kazadi-Gysel, Ina Praetorius, Martha Beéry-Artho

Ina Praetorius
Erbarmen. Unterwegs mit einem biblischen Wort
Gütersloher Verlagshaus, 2014

www.inapraetorius.ch

Im Untergrund des historischen Pfrundhauskellers in der Altstadt Schaffhausens fand am 4. September die Vernissage zum neusten Buch der Theologin und postpatriarchalen Ethikerin Dr. Ina Praetorius statt. Darauf und den Titel des Buches spielte die Moderatorin des Abends, Pfarrerin Johanna Tramer, in ihrer Begrüssung an: Über dem Keller befindet sich ein städtisches Altersheim, wo Menschen Zuwendung geben und Zuwendung erfahren.

 

Esther Gisler Fischer

 

Das Buch widmet die Autorin drei Frauen, welche als Gästinnen vor Ort sind. Zwei davon stammen aus dem schaffhausischen Klettgau und haben Jahrzehnte im Kongo gelebt. Es sind dies Heidi Kabangu-Stahel und Els Kazadi-Gysel. Die dritte im Bunde ist Martha Beéry-Artho aus dem st. gallischen Eggersriet. Erstere haben die Autorin bei Besuchen in Kinshasa beherbergt, sie in Diskussionen herausgefordert, mit ihr gelacht, gestritten und gegessen; letztere hat sie in Gesprächen über das Bedingungslose Grundeinkommen verwickelt und sich über deren Engagement für die Sichtbarmachung von Frauen in den Medien informieren lassen.


Insbesondere diesen Frauen hat es die Autorin zu verdanken, dass sich dieses Buch „geschrieben hat“, wie sie sagt. Nach Musik mit Querflöte und Akkordeon erzählt sie eindrücklich, wie ihr das Erbarmen als bedingungslose Liebe Gottes in ihrer Jugend zum ersten Mal begegnet ist und sie darauf zum Theologiestudium brachte. Seither begleitet sie dieses Wort als Zentrum ihrer theologischen Existenz. Aus der Überzeugung heraus, dass Religion(en) nicht nur für den Himmel gut sind, sondern dem Wohlergehen der Menschen dienen sollen, engagiert sie sich im Initiativkommitee für ein bedingungsloses Grundeinkommen.


In der Einleitung ihres zehnten Buches schreibt sie: „Dieses Buch heisst „Erbarmen“, weil ich altmodische Wörter liebe und weil ich seit vielen Jahren mit Vergnügen und Gewinn meine biblisch-christliche Matrix erforsche. Es hätte auch „Bedingungslos“ heissen können. Denn der aktuelle Anlass, weshalb mich gerade das Wort „Erbarmen“ interessiert, ist mein Engagement für ein bedingungsloses Grundeinkommen. Erbarmen bedeutet, jemanden umfassend zu lieben, ohne Bedingungen zu stellen ...“


Eingeladen war auch ihr Lektor beim Gütersloher Verlagshaus, Dietrich Steen. Er sprach aus Sicht des Verlags zu den Gründen, weshalb sie dieses Buch in ihr Programm genommen haben. Denn ihr Ziel ist es, dass jedes Buche seine Leser und Leserinnen findet. Er fand es not-wendig, an das Wort Erbarmen zu erinnern. Dabei überzeugte ihn die sorgfältige, tastende und unkonventionelle theologische Sprache. Jenseits jeglicher vermeintlicher Glaubenssätze  entfalte Ina Praetorius darin eine Erfahrungstheologie, die fragt, was sein könnte. Dies sei heute vielleicht die einzige Art, über Gott reden zu können. Dabei mache sie gekonnt Denkbewegungen und ihre Herkünfte sichtbar und stifte damit Hoffnung für die Veränderbarkeit der Welt. Sie mache Mut, dem eigenen Tun und Lassen zu trauen und so Einfluss zu nehmen und in Bewegung zu kommen, sowie in Bewegung zu bringen. Das mache das Besondere dieses Buches aus.


Die Autorin gab anschliessend die Frage in die Runde „Was bedeutet Erbarmen für Sie, für dich?“ und machte so die Zuhörenden zu Beteiligten. In Murmelgruppen wurde dieser Frage nachgegangen und dazu ausgetauscht. Anschliessend gab's wieder Musik und dann las die Autorin einige Kapitel ihres Buches vor. Dann widmete sie den drei Frauen mit aufmerksamer Zuwendung ihr Buch. Zum guten Schluss gab's einen feinen Apéro mit Schaffhauser Wein und würzigen Häppchen. Ein spannender, gelungener Abend ging zu Ende!

 



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