einfach unverschämt zuversichtlich - 30 Jahre FAMA

31:03:2014

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Stimmungsbild von der Jubiläumsfeier im Kunsthaus
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Stimmungsbild von der Jubiläumsfeier im Kunsthaus

Die feministisch-theologische Zeitschrift FAMA geht in den 30. Jahrgang und eröffnet ihn mit einer Ausgabe zum Thema Sprache. Wie können Menschen zur Sprache finden, wenn Krieg und Zerstörung die Sprache zerschlägt, sei es im versehrten Jerusalem vor 2500 Jahren oder im Balkan des 20. Jahrhunderts? Welche Identität geben Dialekt und Hochsprache, in der deutschen Schweiz, und ähnlich spannend auch im jüdischen Bereich mit dem Jiddischen als «Waiber-Taitsch» und der gelehrten Hochsprache Hebräisch? Ausserdem erfahren FAMA-Lesende mehr zur Gebärdensprache und zu Wegen und Irrwegen auf der Suche nach einer subjektbewussten Sprache, auch im Gottesdienst.

www.fama.ch

Einfach wunderbar, dass so viele Frauen und Männer unsere Zuversicht teilen und mitgefeiert haben am 21. März im Kunsthaus in Zürich. Ein voller Saal für einen Abend in Fülle: nachdenken und feiern, diskutieren und lauschen, essen, sich treffen, dasein, Klavier und Zuversicht und Stolz.

 

FAMA

 

Warum wir dranbleiben

Rot und Schwarz waren die FAMA-Frauen zum Jubiläum gekleidet. Schwarz und Rot nennt Jacqueline Sonego Mettner die Gründe, warum seit dreissig Jahren Redaktorinnen in viel freiwilligem Engagement die FAMA am Leben und lebendig halten. Schwarz: Die Verbundenheit mit Frauen, die weltweit Widerstand leisten gegen Unrecht und Unterdrückung, Krieg und Zerstörung; das Wissen um die auch hierzulande immer noch grosse Lohnschere, Wissen um Gewalt gegen Frauen, um männergeprägte Machtstrukturen in Politik, Wirtschaft, Kirchen. Aber auch Rot: Die Freude am gemeinsamen Schaffen, die Lust am Theologisieren, die freundschaftliche Verbundenheit, die unverschämte Zuversicht, dass das "Gerücht" FAMA da und dort auf offene Ohren stösst.


Wie viel Feminismus? Wie viel Religion?

Ein Podiumsgespräch zu zwei schier unendlichen Themen, die allebeide durch die engagiert-persönlichen Stellungnahmen der Podiumsfrauen ganz konkret Gesicht bekamen. Von der eigenen Religiosität getragen erlebt Barbara Schmid-Federer, CVP Nationalrätin, mit grosser Sorge, wie religiöse Themen zunehmend von rechts-konservativen Kreisen populistisch reduziert und instrumentalisiert werden. Nina Streeck, Wissenschaftsjournalistin und Kolumnistin bei der NZZ am Sonntag berichtet vom harten Erwachen in der chauvinistischen Wirklichkeit, welches die bis nach dem Studium aufrechterhaltene Illusion von Gleichberechtigung zertört, und von der Frauenkolumne, die schnell mal zum Alibi wird: Frauenthemen abgedeckt, müssen im Rest der Zeitung nicht vorkommen. Christine Stark, Redaktorin bei Sternstunde Religion am SRF, bringt die Erfahrung vieler Frauen auf den Punkt: Sobald Kinder und Karriere zu kombinieren sind, beginnt eine ermüdende Krisenzeit, die oft zuerst als persönliches Versagen wahrgenommen wird, bevor die dahinterliegenden strukturellen Probleme erkannt werden. Strukturelle Probleme anderer Art hat Orsola Lina Vettori, Direktorin Spital Zollikerberg, in ihrem Spital gelöst, indem sie die starren Berufsgruppenhierarchien aufgelöst und stattdessen thematische Teams gebildet hat. Dadurch stieg nicht nur die Effizienz, sondern auch die Arbeits- und Betreuungsqualität. Und so lassen sich auch heikle Probleme wie religiöse Konflikte unter PatientInnen besser entschärfen.

Wie viel Religion also? Zumindest zwischen den Zeilen ist sie sowieso allgegenwärtig. Da lohnt es sich, Religion auch als Denk- und Wahrnehmungsmuster immer einzubeziehen.

Und wie viel Feminismus? Mehr!


Kostproben

musikalisch: Jazzig sanft bis wild holte Fabienne Ambühl am Klavier die über zweihundert Gäste vom Apéro zurück in die Ränge.

literarisch: einfach unverschämt zuversichtlich – aber auch ganz schön nachdenklich stimmten die Kostproben aus dem Jubiläumsband. Getrieben von der Frage nach Gott angesichts von Zweifel und Freude und Leid, suchend unterwegs zwischen Feminismus und Emanzipation, beladen mit Erfahrungen von An- und Abgewiesen-Sein bleibt der Rat von Frau Lot: Schnür deine Schuh, bleib nicht stehen. "Und sie träumte davon, weil ihre Tränen, die ihr über die Wangen liefen und in den Mund tropften, salzig schmeckten, sie träumte davon, ein wenig 'Salz der Erde' zu sein, lebenswichtig zu sein, für sich und andere."


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