SIND FRAUEN KRISENFEST?

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Heidi Witzig spricht an der SVEB-Frauentagung Bild: Sam Thomas.
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Frauen tauschen sich aus zur Wirtschaftskrise. Bild: Sam Thomas.

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Frauen sind krisenfest. Sind sie es wirklich? Die Historikerin Heidi Witzig weiss, wie es um die weibliche Krisenfestigkeit steht, und spricht am 31. Oktober in Bern. Die Frauentagung des Schweizerischen Verbandes für Weiterbildung SVEB zeigt Handlungsmöglichkeiten auf, damit Frauen gefestigt aus der Krise herauskommen.

 

Jolanda Spirig

20:10:2009

 

Die Historikerin, die heute in Winterthur lebt, blickt 100 bis 150 Jahre zurück, als das Sozialversicherungssystem noch in weiter Ferne lag und Frauen vor allem im Familienverband starke Netze pflegten: " Im Knüpfen von Familiennetzen waren Frauen Meisterinnen, und wenn es ums Lebendige ging, galten diese Frauen auch aus Behördensicht als absolut krisenfest."

Während Männer ihre Sorgen häufig im Alkohol ertränkt hätten, seien die Frauen zusammengestanden und hätten einander ausgeholfen. "Dabei trafen sie auch harte Entscheidungen. Dann etwa, wenn Kinder umplatziert werden mussten, damit sie ihr eigenes Brot verdienen konnten."

 

Die Hausfrauenehe

Mit der Einführung von Arbeitslosen-, Kranken- und Unfallversicherungen traten die familiären Netze als Existenzsicherung in den Hintergrund. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Idealbild der Hausfrau und Mutter und des Alleinernährers für alle zur Norm erhoben.
Frauen gaben ihre Berufstätigkeit bei der Heirat auf. Sofern der Ehemann nicht genug verdiente, gingen sie einer Nebenbeschäftigung nach.

 

Die Wirtschaft

In der Zwischenzeit sind die Lebenshaltungskosten explodiert, die grossen Familienverbände haben sich aufgelöst - und funktionieren beispielsweise noch bei Migrantinnen. Frauen, die auf die Hausfrauenehe gesetzt haben und plötzlich den Lebensunterhalt selbst verdienen oder gar die Familie ernähren müssen, haben schlechte Karten. Nebenjobs reichen dazu nicht aus.

Die Wissensgesellschaft fordere gebildete und fitte Arbeitskräfte, unterstreicht die Historikerin: "Ökonomisch gesehen, sind viele Frauen heute wenig krisenfest." Auch wenn Behörden nach wie vor auf die Krisenfestigkeit allein erziehender Müttern setzen. Sie bemessen die Alimente so, dass der zahlende Ex-Mann nicht sozialhilfeabhängig wird, schliesslich soll sich die Arbeit für ihn weiterhin lohnen. Reichen die Alimente nicht aus, werden Frauen und Kinder an die Sozialhilfe verwiesen. Witzig: "Dahinter steht die Annahme, dass Frauen alles aushalten, wenn es um ihre Kinder geht."

 

Die emotionale Ebene

Also doch krisenfest? Auf der emotionalen Ebene seien Frauen in der Tat krisenfester als Männer. Sie hätten eine höhere Sozialkompetenz und teilten sich eher mit, wenn es ihnen schlecht gehe.

Dass Frauen mit Identitätskrisen besser umgehen können, bewahre sie vor der emotionalen Verwahrlosung und helfe, die eine oder andere niederschwellige Teilzeitarbeit unter der Hand zu organisieren. "Doch wenn es um gut bezahlten Stellen geht, bei denen sie mit Männern in Konkurrenz treten müssen, haben Frauen nach wie vor ungleich lange Spiesse."

 

Chancen und Handlungsmöglichkeiten

Damit Frauen gefestigt aus der Krise herauskommen, zeigt die Zürcher Selektions- und Outplacement-Spezialistin Claudine Ott Handlungsmöglichkeiten für die Zukunft auf. Moderatorin Marina Villa fühlt Sonja U. Müller Lang von Women Travel Zürich auf den Zahn, während fünf Workshops Unterstützung in Krisenzeiten anbieten. Stressabbau ist angesagt, PR in eigener Sache, eine kraftvolle Stimme, ein geschärfter Blick sowie Interventionsmethoden für herausfordernde Situationen mit der Berufs- und Laufbahnberaterin Regula Zellweger.


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