Die Libera vorm Fussballtor

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Ja, aber gerne doch!
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"Can women play football?" fragte Anfang 1900 ein Plakat in Großbritannien.

Textquelle ist: www.seemoz.de. Und noch mehr zum Thema selbst gibt es hier.

Bis vor etwa 10 Jahren lächelten vor allem Männer über kickende Mädels und Frauen. Mit den Erfolgen der deutschen Fußballerinnen, sie wurden im Sommer 2007 zum zweiten Mal ohne Punktverlust und ohne ein einziges Gegentor Weltmeisterinnen, hat sich das grundlegend geändert.

 

Holger Reile

25:09:2008

 

Noch bis in die neunziger Jahre fanden sich zu Spielen der deutschen Fußballnationalfrauschaft gerade mal ein paar Fans ein, heute füllen die erfolgreichen Balltreterinnen auch größere Stadien. Frauenfußball erfährt eine Renaissance und knüpft an Erfolge an, die es früher schon mal gab, aber von denen kaum jemand etwas weiß.

Die Geschichte des Frauenfußballs ist turbulent, zeitweilig galt er als moralisch verwerflich und wurde sogar verboten. Dabei war Frauenfußball bereits Ende des 19.Jahrhunderts äußerst populär. Beim Spiel England-Nord gegen England-Süd im Jahre 1895 verfolgten rund 10 000 Fans das muntere Treiben der Kickerinnen, die damals noch Hüte auf den Köpfen und Röcke über Knickerbockern tragen mussten – schließlich sollte es sittsam aussehen.


Frauenfußball erfreute sich vor allem in Großbritannien großer Beliebtheit, jede Kleinstadt hatte ein eigenes Frauenteam. Auch Frankreich zog nach und viele Fußballerinnen spielten in den zwanziger Jahren regelmäßig um die französische Landesmeisterschaft.

In Deutschland hingegen war Frauenfußball damals eher eine Nischenangelegenheit, erst 1930 gründete sich in Frankfurt der erste Frauen-Fußballclub. Da in der Zeit des Nationalsozialismus Frauenfußball nicht kompatibel war mit dem Frauenbild der Nazis, sollte es noch bis 1955 dauern, bis eine deutsche Frauenauswahl gegen die Niederlande antrat. Dann aber, im gleichen Jahr, glaubten die greisen Herren des DFB, Fußball sei nichts für Frauen und regten auf ihrer Verbandstagung an, das „Fußballspielen mit Damenmannschaften zu unterbinden“.

Erst 1970 hob der DFB das Frauenfußballverbot wieder auf, meinte aber, dementsprechende Auflagen erteilen zu müssen. Wegen angeblich „schwächerer Natur“ wurde den Spielerinnen eine halbjährige Winterpause verordnet, Stollenschuhe waren verboten, die Bälle waren leichter und kleiner und das Fußballspiel der Frauen durfte 70 Minuten nicht überschreiten. Maßnahmen, über die frau heute bestenfalls nur noch schmunzeln kann.

Die diskriminierenden Verbote fielen und 1986 wurde eine Bundesliga für Frauen ins Leben gerufen. Der Siegeszug der deutschen Fußballfrauen auf internationalem Parkett führt nun langsam dazu, dass die einstige Männerdomäne Fußball so nach und nach auch zur Frauensache wird. Aber noch immer haben vor allem männliche Sportreporter Probleme, ihren Sprachgebrauch zu überdenken. Dabei kann das so schwer nicht sein. Wenn elf Frauen auf dem Platz stehen, ist das eben eine Frauschaft.
Aus dem Spielmacher wird dann logischerweise eine Spielmacherin und aus dem Tormann oder dem Torwart eine Torfrau. Das Gegenstück zum Libero wäre die Libera – aber das geht den meisten Sportredakteuren dann wohl doch zu weit. Wir wollen sie ja nicht überfordern.


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