Frauenwissen weitergeben - eine Tagung zur Weltgestaltung

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Frauenwissen braucht und schafft Frei-Raum. Bilder: boldern.ch
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Guter Ort für gute Gedanken: Das Tagungs- und Seminarzentrum Boldern.

Das Evangelische Tagungs- und Seminarzentrum Boldern im Internet bei: www.boldern.ch

Vier Frauen, zwei Generationenpaare initiieren zu Boldern dieses Zusammentreffen. Vier weitere Generationenpaare sowie ein Trio lassen sich einladen, finden sich zum Sommeranfang mit Regen, ohne viel zu wissen, über das, was sie erwartet. Neugierig gehen sie aufeinander zu, hören einander, nähern sich gegenseitig.

 

Gabriela Stoffel

17:08:2010

 

Im Evangelischen Tagungs- und Studienzentrum Boldern in Männedorf, Schweiz, sind es 15 Frauen zwischen 23 und 68, aus allen Lebensphasen, die hier dank der Gestaltungskraft von Theologiestudentin Liv Kaegi, Pfarrerin Kathrin Bolt, Studienleiterin Brigitte Becker und Theologin sowie freie Autorin Ina Praetorius zusammenfinden.

Wissen aus verschiedensten Berufsgattungen ballt sich im Raum, füllt ihn. Ob Theologin, Netzwerkerin, Ausbildnerin oder Studentin, Landschaftsplanerin oder Übersetzerin, alle bringen ihre Erfahrungen mit. Und die vier Choreographinnen verstehen es ihrerseits, den Raum zu öffnen für's Kennenlernen, das Sammeln, das Denken und für die neue Vision in Verbundenheit mit dem Grösseren, der Göttin dazwischen.


Frauen wissen weiter, wenn es um's Lernen der Muttersprache geht, um die urmenschliche Eigenheit, von Herz zu Herz zu kommunizieren, in Beziehung zu sein, zu hören oder zu schweigen. Sie wissen aus Erfahrung, was es heisst, repetitive Arbeit zu tun und aus dieser die vernetzte Welt zu erkennen, Quantensprünge zu machen. Frauenwissen ist Wissen, das jederzeit da ist, verfügbar im Moment, wo es gebraucht wird.

Das heisst Frauen spüren ihre Autorität im Moment, wo sie da ist und üben sie aus. Sie wissen um die Transformation, um den richtigen Zeitpunkt, um die Zyklen und haben die Gabe, Schönheit in die Welt zu bringen, zu gebären. Frauen geben Leben.


Frauen geben sich Autorität. Das tönt nun fast etwas verklärt. Was ist denn der Grund, weshalb dieses implizite weibliche Wissen, das Erfahrungswissen heute wenig zum Tragen kommt? Als Shifra und Puah im Bibliolog zur Geschichte der jüdischen Hebammen in Ägypten entdecken wir mit List und Raffinesse die Vielfalt der Handlungsmöglichkeiten, vorausgesetzt wir behalten einen klaren Kopf und fürchten die Autorität nicht, sondern geben sie uns selbst.

Wir füllen Worte neu in unseren all-täglichen Begegnungen, wir halten den Raum für ein Labyrinth, welches die vielen Wege bewusst macht. Wir verbinden Generationen und wir bleiben dran. Wie die Schnecke bleiben wir hartnäckig dran, an dem, was uns nährt, dort, wo wir gerne mitspielen wollen. Insofern müssen wir uns durch die bestehenden Systeme und Strukturen mit dem ausgehenden Patriarchat beschäftigen. Wie gehen wir damit um? Wir nutzen die Kraft der Strukturen, geben unsere Kraft dazu und lenken sie damit um, in eine dritte, neue Richtung, die für alle unbekannt ist. Frauen lassen sich ein.


Frauen wissen. Das Frauenwissen ist bereits da, es ist wie Samen, die auf die Erde kommen, die Wurzeln bilden und manchmal geplant und wie es dem Zyklus entspricht, manchmal überraschend viel später ausschlagen. So ist es eine Art Subsistenz des Wissens: es gibt genug für alle – das Wissen umspannt bereits die Welt, von Frau zu Frau, von Generation zu Generation – und es geht darum, es einzubringen in neue Lebensformen, in den eigenen Lebenskontext, sodass es zu einem Wurzelwerk wird, das auch die Erde durchdringt und aus dem heraus Pflanzen werden, die nähren. Frauen nähren die Vision.


Frauen vertrauen. Affidamento c'è, dass die jungen Frauen ihren eigenen Weg gehen, das Wissen in die Welt geben, in Dankbarkeit um die Stütze der älteren Frauen, die ihren Weg vorausgegangen sind.

Das ist eine Tatsache und eine Aufforderung an mich, mich in die Welt zu geben, täglich mit Freude am Tun zu sein, als Lösung über die Erde zu gehen. Danke, indigene Frau, danke ihr Frauen, die ihr da wart und mit getan habt, mit gedacht habt, euch eingelassen habt und danke den Frauen, die uns geboren haben sowie denjenigen, die uns als Schwestern, Patinnen, Freundinnen begleitet und uns ihr Wissen weitergegeben haben. Frauen danken.


Über Generationen geben Frauen Wissen weiter und gestalten die Welt!


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