Auf den Spuren einer jungen Freiwilligen

24:07:2013

Bild
Kinder des Kinderheims Juan Pablo
Bild
Logo des Vereins Nudos

Der Verein Nudos wurde 2005 von jungen Menschen aus Liechtenstein gegründet. NUDOS bedeutet Knoten und steht als Symbol für dauerhafte Verbindungen, die zwischen Menschen verschiedener Kulturen entstehen können. In den ersten Jahren organisierte der Verein verschiedene Projekte, um den interkulturellen Austausch zwischen Kindern und Jugendlichen aus Europa und Südamerika zu fördern. Daraus entstanden unter anderem das Ausbildungszentrum LA CASITA in Argentinien und das Kinderheim JUAN PABLO II in Bolivien. Näheres unter www.nudos.li

Viele tun es – sich ehrenamtlich engagieren, sei es im Sozialen, der Kultur, der Politik, dem Sport, im In- oder Ausland. Vielfältig sind auch die Motivationen: sie reichen vom Wunsch „Helfen zu wollen“ über die persönliche Bereicherung bis hin zum Imagegewinn. Auf der Suche nach Antworten zu den Beweggründen junger Menschen treffe ich mich mit Sara, einer 20 jährigen Studentin, in einem Strassenrestaurant. An einem der ersten heissen Sommerabende sitzt sie mir gegenüber, in einer weissen, ärmellosen Bluse, der Bikiniträger sichtbares Zeichen des herbeigesehnten Sommertages. Ihr braunes schulterlanges Haar trägt sie in einem seitlichen Zopf, an den Ohren glitzern grosse, silberne Ohrringe in Form offener Handflächen, deren Mitte ein kleiner türkisfarbener Stein schmückt.

 

Claudia Heeb

 

Ihr ehrenamtliches Engagement beginnt schon als Schülerin. Als das liechtensteinische Flüchtlingszentrum wegen des Andrangs zahlreicher Menschen aus Eritrea und Somalia aus allen Nähten platzt, werden einige der Flüchtlinge im Luftschutzkeller des Gymnasiums einquartiert. Eine Gruppe von Schülerinnen, darunter Sara,  sucht auf Initiative ihres Religionslehrers Kontakt zu den Asylsuchenden.

Die persönlichen Begegnungen berühren Sara, der Umgang Liechtensteins mit den Flüchtlingen stimmt sie nachdenklich und macht sie auch wütend. „Wie kann es sein, dass ein Mensch illegal auf der Erde ist?“ fragt sich Sara. Sie erlebt die Ohnmacht von Menschen, die erfahren müssen, dass sie nicht willkommen sind. Die ungleich schlechteren Ausgangsbedingungen der Menschen dort, ihre privilegierte Situation hier, werden ihr bewusst. Das motiviert sie, sich gemeinsam mit ihren Mitschülerinnen mit verschiedenen Aktionen, Leserbriefen und einer Ausstellung über Somalia und Eritrea für die Flüchtlinge einzusetzen.

 

 

Die Matura in der Tasche, hat Sara nur noch ein Ziel: zu reisen und fremde Kulturen kennenzulernen. In dieser Zeit führt sie ihr Weg auch nach Bolivien. Für drei Monate arbeitet sie als Praktikantin in einem Kinderheim des gemeinnützigen liechtensteinischen Vereins Nudos in Sucre. Sie lebt unter einem Dach mit dreissig Jungen im Alter von 7 bis 18 Jahren, alle aus schwierigen Verhältnissen. Ihre Aufgabe ist es, die Kinder bei den Hausaufgaben zu unterstützen und die Freizeit mit ihnen zu gestalten.

Im Rückblick beschreibt sie ihren Einsatz als Achterbahn der Gefühle. „Am Anfang wusste ich nicht, wo man mich brauchen kann, ob ich etwas nütze“. Auch im nach hinein sieht sie selbstkritisch: „Ich habe bei meinem Aufenthalt vor allem viel über mich und die Welt gelernt und viele bereichernde Erfahrungen gesammelt.“ Und der Gewinn für die Kinder? „Ich konnte den Buben den Alltag erleichtern“, gibt sie zur Antwort.

 

Der Nutzen liegt aber vor allem im Projekt als Ganzes, ist Sara überzeugt: es gibt 30 Jungen Unterkunft und Essen und ermöglicht ihnen eine Ausbildung.“ Dafür lohnt es sich, sich einzusetzen. „Man kann nicht denken, dass man die Welt verändern kann, aber einen kleinen Beitrag kann man leisten.“ Darum engagiert sich Sara seit letztem Jahr im Vorstand des Vereins Nudos.


zurück            Diesen Artikel versenden
Verein ostschweizerinnen.ch · c/o Nelly Grubenmann · Tellen | Postfach 30· 9030 Abtwil · kontakt@ostschweizerinnen.ch