Kann Bahnhof sicherer werden?

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Sicherheitsdiskussion am Bahnhof Heerbrugg mit Architektin Doris Königer und Gemeindepräsident Walter Grob. Bilder: Jolanda Spirig.
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Sicherheitsexpertin Doris Königer mit Gemeindepräsidentin Christa Köppel.

Etwa 20 Interessierte folgten der Einladung des Frauenforums Rheintal zu einem Anlass über Sicherheit rund um den Bahnhof Heerbrugg, denn viele kennen das Unbehagen in dunklen Unterführungen, beim Veloständer oder am Billettautomaten.

 

Maya Seiler

22:09:2009

 

Heerbrugg. In einem Fachreferat erläuterte Doris Königer, dipl. Architektin ETH, die verschiedenen Aspekte der Sicherheit. Anschliessend begab man sich auf einen Rundgang in der Umgebung des Bahnhofs. Neben interessierten Frauen jeden Alters waren auch Christa Köppel und Walter Grob, Gemeindepräsidien von Widnau und Au, anwesend. Bahnhofplätze, Bahnhöfe sind für viele Menschen Angst-Räume, die sie aber oft täglich benutzen müssen.

Personen, die sich hier unwohl fühlen, sind in ihrer Mobilität und der Teilnahme am öffentlichen Leben eingeschränkt. Neben funktionellen Anforderungen sind deshalb Bedürfnisse der subjektiven Sicherheit zu beachten. Nicht jede Frau empfindet gleich; die Bandbreite zwischen «nie Angst und panikartiger Verängstigung» ist gross.

 

Keine dunkeln Ecken

Ein überschaubarer, grosszügiger Raum ohne Nischen und Ecken vermittelt Sicherheit. Die Anordnung von Liften, Treppen und Abstellplätzen soll übersichtlich sein. Alle öffentlich zugänglichen Räume sollen wenn möglich Tageslicht bekommen; sonst ist auf eine angenehme Beleuchtung zu achten. Zu Fuss, mit dem Velo oder Bus ankommen, einkaufen, jemand abholen, alle diese Bedürfnisse muss man berücksichtigen.

Doris Königer hat sich bei einem früheren Besuch in Heerbrugg ein Bild über die Situation gemacht.

 

Kritik an Unterführung

Als schlechtes Beispiel brachte sie ein Foto der Bahnhofunterführung mit Schranken und Betonkuben, welche das Befahren mit Velos verhindern soll. Bei Fussgängerinnen weckt dies die Vorstellung, jemand könnte sich hinter den Betonblöcken verstecken, oder man könne nicht wegrennen, wenn Gefahr drohe.

Als Gegenstück zeigte Königer Bilder von Unterführungen, welche dank offenen Bauteilen Sicht- und Hörkontakt ermöglichen. Wichtig ist ausserdem, dass die Zugänge möglichst kurz und direkt sind. Bei der Begehung kritisierten die Teilnehmerinnen auch die Velounterführung südlich des Bahnhofes: Die Rampen sind zu steil, die Kurven zu eng; ausserdem behindern sich Autos und Radfahrer. Grob versicherte, eine Arbeitsgruppe beschäftige sich mit der gesamten Verkehrssituation rund um den Bahnhof.

 

Platz «Am Markt» besichtigt

Die Gruppe setzte den Rundgang über den grossen Platz «Am Markt» fort. Dieser kann ein subjektives Gefühl von Verunsicherung auslösen, wenn er menschenleer ist. Dank der Einweihungsfeier wirkte er belebt, was aber nicht immer der Fall ist. Königer empfahl, die Gartenwirtschaft des geplanten Strassencafés nicht noch durch Pflanzkübel einzuengen.

 

Auch über die Anbindung des Platzes ans Bahnhofpärkli und den Kinderspielplatz wurde ausführlich diskutiert. Die Anwesenden gestanden, dass man sich als Passantin oder Bahnhofbenützer von Gruppen junger Männer bedroht fühlen könne, welche sich in der Nähe der Post aufhalten. Grob stellte aber klar, dass der öffentliche Raum jedem offen stehe. Bahnhofplätze seien schon immer Treffpunkte gewesen. Architektin Königer betonte, dass eine belebte Umgebung Vertrauen schaffe.

Dies kann durch eine Kombination von Einkauf, Büros, Wohnen und Restaurants erreicht werden. Ebenso wichtig sind Sauberkeit und Ordnung. Unterhalts- und Reinigungsstandard sollten hoch sein.

 

Ein Abfallentsorgungskonzept und eine vandalensichere Infrastruktur sind nötig. Präsident Grob berichtete, dass die Gemeinde Au den SBB allein für die Reinigung der Bahnhof-WCs über 20 000 Franken im Jahr zahle. Ein Tip der Architektin war, wegen besserer Übersicht die Aussentüren der WCs mit Glas und die Wände der Kabinen mit einem Bodenabstand zu versehen.


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