Das Kopftuch – ein Stück Stoff erregt die Gemüter (Teil III von III)

27:09:2013

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Schwimmkurs mit u.a. muslimischen Flüchtlingsfrauen im Hallenbad City in Zürich: Die einen mit, die anderen ohne Kopftuch.
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Esther Gisler Fischer ist Religionswissenschafterin und Integrationsfachfrau.

Esther Gisler Fischer ist Religionswissenschafterin und Integrationsfachfrau und wohnt in Dietlikon / ZH. Mehr über und von Esther Gisler Fischer unter www.contextus.ch.

Der Islam und mit ihm Muslime und Musliminnen sind in unserem Land in den letzten Jahren vermehrt zum Thema geworden. Insbesondere religiöse Symbole wie das Minarett und das Kopftuch erhitzen in Diskussionen regelmässig die Gemüter. Dabei ist von den rund 400'000 Musliminnen und Muslimen nur eine Minderheit explizit religiös.

 

Esther Gisler Fischer

 

Fragen nach der Kompatibilität dieser Religion mit dem schweizerischen Rechtsstaat werden landauf landab gestellt. Momentan scheint die Ostschweiz das Epizentrum zu sein für die Auseinandersetzung mit dem Koptuch bei Schülerinnen.

Mit dem Bild der „verhüllten Frau“ können wir offenbar sehr viel mehr anfangen als mit der Vorstellung, unterschiedlich denkende und handelnde Mädchen und Frauen als Gegenüber zu haben. Denn in ihm ist die einzelne Frau zumindest teilweise unsichtbar und somit potentiell austauschbar: Wir laufen Gefahr, nicht sie zu sehen, sondern fokussieren unseren Blick auf ihre Umhüllung.

 

Das Bild wird somit zum Symbol unseres eigenen Diskurses: Wir sind es, welche die vielfältigen Lebens- und Handlungsrealitäten von Mädchen und Frauen verschleiern. Die einzelne individuelle Frau läuft damit Gefahr, ihrer Subjektivität beraubt zu werden. Sie wird als Opfer ihrer Religion und Kultur dargestellt. Anstatt dass Frauen selber zu Wort kommen und uns ihre je eigenen Wege der Emanzipation zu Gehör bringen können, verschieben auch gerade westliche Frauen ihr eigenes „Unbehagen an der Kultur“ auf die scheinbar unterdrückte, von ihrer patriarchalen Kultur geknechtete Frau.

Die verengte und vergitterte Sicht hinter der Burka wird so zu unserer eigenen. Die Differenz zwischen mir und der Anderen wird hierarchisiert und als Abgrenzung benutzt zur eigenen Identität, welche nicht unbedingt gesicherter ist.

Es verschleiert vielleicht auch die Tatsache, dass wir mit vielen Frauen auf dieser Welt in einem Boot sitzen angesichts eines Militarismus, welcher Jahr für Jahr fröhlich Urständ feiert, von Umweltzerstörung und der steten Reproduktion von Abhängigkeits- und Machtverhältnissen zwischen den Geschlechtern, insbesondere auch im Kontext von weltweiter Migration.

Ein Weg daraus kann im Ändern unserer Sehgewohnheiten bestehen, im Einüben eines neuen Blicks auf die vielfältigen Wirklichkeiten auch gerade in unserem Land, in unserer Region.

Indem wir die Zentralperspektive aufbrechen zu Gunsten einer Perspektivenvielfalt, welche der Vielschichtigkeit und Vielfalt an Lebenswirklichkeiten von Mädchen und Frauen gerechter wird.


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