Frau, Mutter und berufliche Karriere - Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Bild
Helga Klee fordert die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Bild
Die Vorsitzende der Geschäftsleitung ABB Schweiz Jasmin Staiblin solle über ihr Privatleben informieren, so die Weltwoche. Bild: ABB.

"Ich stehe voll und ganz hinter der den Forderungen meiner Partei: Wir müssen familienfreundliche und moderne Rahmenbedingungen schaffen, die eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglichen. Gemischte Teams in der Wirtschaft aber auch im Privatleben sind der Schlüssel für eine erfolgreiche und prosperierende Schweiz."

Helga Klee.

Die Gleichstellung von Mann und Frau steht seit 1981 in unserer Verfassung und wird von allen Seiten anerkannt. Tatsache oder Wunschdenken? Sind Frauen und Männer im Jahr 2009 gleichberechtigt? Haben wir im Arbeitsmarkt die gleichen Chancen? Kümmern sich Frauen und Männer zu gleichen Teilen um die Familie? Ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie in der Schweiz gegeben?

 

Helga Klee, FDP Kantonsrätin, Berneck

16:07:2009

 

"Mann und Frau sind gleichberechtigt. Das Gesetz sorgt für ihre rechtliche und tatsächliche Gleichstellung, vor allem in Familie, Ausbildung und Arbeit. Mann und Frau haben Anspruch auf gleichen Lohn für gleichwertige Arbeit." (Art. 8 Abs. 3 Bundesverfassung)

Hier einige Fakten:

In der Wirtschaft: Lohngleichheit, Teilzeitarbeit, flexible Arbeitszeitmodelle, Elternurlaub

Frauen verdienen bis zu 18 % weniger als Männer für die gleiche Arbeit (Zahlen Bundesamt f. Sozialversicherung 2006

Teilzeitmodelle in Kaderpositionen sind immer noch eine Seltenheit

Mutterschaftsurlaub für hohe Kaderpositionen ist umstritten und wird von konservativen Kreisen bekämpft
Eltern- und Vaterurlaub ist kein Thema


Bei der familienergänzenden Kinderbetreuung und im Schulsystem: Kinderkrippen, Tagesschulen, Blockzeiten

Tagesschulen / Mittagstische / familienergänzende Betreuungsstrukturen (verbunden mit HarmoS) werden von den konservativen Kräften (SVP) unseres Landes vehement bekämpft und gehören nicht zum schulischen Alltag

Krippenplätze sind Mangelware und für Familien aus der Mittelschicht kaum finanzierbar. Wenn der gesamte Lohn für Steuern und Betreuungskosten ausgegeben werden muss, macht das Arbeiten keinen Sinn. Viel Potential geht verloren - und Steuereinnahmen für den Staat.

Alternative Finanzierungsmodelle wie Betreuungsgutschriften, die Einbindung der Wirtschaft: Neue Ansätze sind gefragt. Erste Pilotversuche laufen an, jedoch nur vereinzelt. Es gibt keine wirklich politische Diskussion um die Suche nach alternativen Lösungen.



In der Steuerpolitik: Reformen der Familienbesteuerung, Abzüge für Familien

Die Steuerabzüge werden mit politischen Schachzügen immer wieder gebremst und einmal mehr wird die Mittelschicht krass missachtet, in dem der Fokus auf die sozial schwächeren Familien gelegt wird und die Mittelschicht vergessen wird. Die FDP fordert schweizweit einen maximalen Abzug von 24'000 CHF, CVP und SP wollen nur 12'000 CHF. Die SVP geht noch weiter: Sie ignoriert die steuerliche Benachteiligung für Eltern, die beide arbeiten - und droht eine Volksinitiative an.

 

Diese Tatsachen zeigen auf, dass wir im 2009 immer noch weit entfernt sind von der tatsächlichen und gelebten Gleichstellung von Mann und Frau. Männer wie Frauen müssen sich immer noch zu oft zwischen Karriere oder Familie entscheiden.

Wieso schafft es die Schweiz nicht, moderne und familienfreundliche Rahmenbedingungen zu schaffen? Weil die konservativen Kräfte unseres Landes immer noch das traditionelle Familienbild vertreten und die wirtschaftliche und gesellschaftliche Notwendigkeit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf verkennen.

Ein Paradebeispiel ist der Artikel der Weltwoche zum Mutterschaftsurlaub einer ABB Topmanagerin. Es sei die Pflicht und Verantwortung einer Topmanagerin, die Öffentlichkeit über ihr Privatleben zu informieren: Sie müsse sagen, wer der Vater des Kindes sei, und auch genau mitteilen, wie sie gedenke ihr Privatleben zu organisieren. Das ist absurd! Erwägt die Weltwoche vielleicht auch, in einem Register festzuhalten, welcher Topmanager mit welchen Frauen verkehrt?

Für die FDP gehört die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu den politischen Prioritäten. Männer und Frauen sollen frei entscheiden können, wie sie ihr Leben gestalten möchten. Neben den gesellschaftlichen sprechen auch wirtschaftlichen Argumente dafür. Die Schweiz kann es sich nicht leisten, in die Bildung von Frauen und Männer zu investieren, wenn dann quasi die Hälfte im Arbeitsmarkt nicht einsetzbar ist. Auch verliert der Staat so massive steuerliche Einnahmen. Die Schweiz kann sich auch nicht leisten, gleichsam die Kinderlosigkeit zu fördern. Unser Land braucht Kinder!


Für mich
bestätigt sich die Tatsache, dass es vor allem auch in Krisenzeiten weibliche Kompetenzen besonders gefragt sind und die Wirtschaft gemischte Teams braucht. Studien haben klar aufgezeigt, dass gemischte Teams bessere Leistungen erbringen und mehr Vertrauen schaffen. Faktoren wie Empathie und Sozialkompetenz sind oft matchentscheidend.


zurück            Diesen Artikel versenden            Mein Kommentar zu diesem Artikel
Verein ostschweizerinnen.ch · c/o Nelly Grubenmann · Tellen | Postfach 30· 9030 Abtwil · kontakt@ostschweizerinnen.ch