Wiens wahre Schönheit

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Morbide Schönheit, der neue Roman von Christine Grän
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Christine Grän
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Im Herzen Wiens- der Zentralfriedhof

Christine Grän
Heldensterben
Bei Eichborn im April 2008 erschienen
als gebundene Ausgabe und Hörbuch.
sFr. 56.-/ 34.90

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Gestorben wird immer, und nirgends so schön wie in Wien. Christine Grän erzählt in ihrem neuen Roman "Heldensterben" von Menschen die ihren Tod selbst inszenieren. Zugegeben, eine morbide Art, zwischen Leben, Sex und Selbstmord zu pendeln, doch die Poesie mit der die Autorin dies tut ist unbeschreiblich.

 

Carmela Maggi

04:05:2008

 

Wenn die Geigen lauter geigen und die Selbstmordziffern steigen, merkt man gleich, der Frühling ist jetzt nah.

Die kleine Lucie mit den roten Haaren, die trotz ihres grossen Hungers nicht wachsen will, lebt jeden Tag als wäre es ihr letzter. Ihre Grossmutter wählte den Strick, um den Nazis zu entkommen. Ihre Mutter ging in den See und kam nie zurück, der Vater starb bei einem Unfall. Wen wundert's, dass Lucie ihr Leben zwischen Weltschmerz und Fleischeslust verbringt in einer verkommenen Stadt wie Wien. Sie verschreibt sich der Poesie, und wenn sie nicht gerade an ihrem grossen Buch der Selbstmörder arbeitet, hält sie Grabreden für Konfessionslose. Da sie mit ihren Vorlieben die Miete nicht zahlen kann, schreibt sie nebenbei Drehbücher für den philosophischen Pornofilmproduzenten Ludwig. In ihm findet sie einen Seelenverwandten wieder.

Jeder hat Gründe zum Sterben, aber ist nicht jeder Tag, den Du lebst ein beschissener Sieg gegen die Zeit?

Die Autorin Christine Grän ist in der Steiermark aufgewachsen und begann, wie sie es selbst benennt, als Journalistin für Gesellschaftsklatsch. Sie pendelte einige Zeit zwischen Botswana und Deutschland, arbeitete für die FAZ und für die Deutsche Welthungerhilfe. Ihr erster Thriller "Weisse sterben selten in Samyana" erschien 1986.

Es gibt keinen Gott ausser dem Menschen. Der Mensch hat das Recht, zu leben, zu lieben und zu hassen - und zu sterben wie er will. Alles andere ist Anarchie.

In ihrem neuen Roman "Heldensterben" fängt Christine Grän den wienerischen Geist von der altbekannten Seite ein. Im Zentrum der Stadt steht nicht der Prater oder das Burgtheater, sondern der Zentralfriedhof. Darum herum ein Treiben aus Intrige, Lust, Tod, Schönheit und Poesie - genossen bei Schnitzel und Gösser Bier im Restaurant mit Blick auf die Grabsteine. Vielleicht vermag nur eine Nichtwienerin die Stadt so treffend einzufangen. Lust auf eine Reise?


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