Burka-Verbot: Sind die Frauen die Verliererinnnen?

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Helga Klee: Ein Burka-Verbot wäre eine Absage an die Unterdrückung der Frau.
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Eine Burkaträgerin in Afghanistan. Bild: Wikipedia.

Belgien ist der erste europäische Staat, der jüngst das Burka-Verbot erlassen hat. Mehr dazu lesen Sie mit diesem Link.

Wer dominiert hier denn nun wen wirklich, so könnte man beim bundesweiten Burka-Verbot im öffentlichen Raum fragen, welches das Aargauer Kantonsparlament per Standesinitiative erlassen will. Die Politik gibt dabei vor, auf der Seite der - in diesem Fall: verhüllten und deswegen unterdrückten - Frauen zu sein.

 

Eva Grundl

06:05:2010

 

Aber werden diese durch das im Raum stehende Burka-Verbot nicht bloß ein weiteres Mal dominiert? ostschweizerinnen.ch hat Helga Klee, FDP Kantonsrätin Berneck, befragt.


E.G.: Das Votum des Aargauer Grossen Rates kam mit 89 zu 33 Stimmen  zustande. Wie beurteilen Sie dieses doch recht deutliche Abstimmungsergebnis?

H.K.: Das Ergebnis hat mich in seiner Deutlichkeit überrascht. Da in den vergangenen Wochen die Medien dem Islamischen Zentralrat der Schweiz viel zu hohe Beachtung schenkten, ist das Resultat ein Spiegel dieser Debatte. Denn der Vorstand dieses Zentralrates setzt sich aus jungen Schweizer Konvertiten und einer Konvertitin, selbstverständlich einer, die eine Burka trägt, zusammen. Sie fordern islamische Schulen, getrennten Schwimmunterricht, das Zulassen der Kopftücher im Schulunterricht usw. Die Mitglieder sind ganz dem orthodoxen Islam verpflichtet und dermassen extrem in ihren Äusserungen und auch der Kleidung, dass sich wohl manche Mitglieder des Aargauer Parlamentes dachten: Wehret den Anfängen.


E.G.: Welche Signalwirkung könnte ein Burka-Verbot im öffentlichen Raum für die Schweiz auf der gesellschaftlichen Ebene wie auf der politischen Ebene haben?

H.K.: Ein Burka-Verbot wäre eine Absage an die Unterdrückung der Frau. Als sichtbarstes Element des orthodoxen Islam würde durch ein Verbot ein wichtiges Zeichen gesetzt. Eine klare Absage an die Intoleranz. Eine Absage an die offensichtliche Unterdrückung der islamischen Frau und an die religiöse Unmündigkeit der Muslime. Als weiterer Schritt wird es jedoch notwendig sein, der deutlich größeren Gruppe an säkular geprägten Menschen aus islamischen Herkunftsländern die Möglichkeiten und die Hilfe zu bieten, sich zu organisieren und der islamischen Orthodoxie gemeinsam mit den aufgeklärten Schweizerinnen und Schweizern entschieden entgegenzutreten.  
Bisher sind diese Hilfen lediglich den Islamverbänden sicher, da Religion, so bedenklich sie auch sein mag, staatlichen Schutz genießt. Zwar ist es in der Regel kein Rassismus, intolerante Religionsvertreter abzulehnen, doch führt der „echte“ Rassismus dazu, auch die säkularen „Muslime“ davon abzuhalten, sich mit säkularen Europäern zusammenzutun und gemeinsam eine breite Front zu bilden. Ausgerechnet die intolerantesten Vertreter des Islam greifen nur zu gerne auf die „Rassismuskeule“ zurück, um jegliche Kritik an ihrer Vorgehensweise zu unterdrücken.


E.G:. Ein Argument bei der Ausarbeitung der Standesinitiative war, die Burka sei ein Machtsymbol der Dominanz des Mannes über die Frau, weswegen sie verboten werden solle. Wie verhält es sich Ihrer Ansicht nach bei dieser Behauptung mit dem Recht auf die Selbstbestimmung der Frauen in der Schweiz?

H.K.: Mit Selbstbestimmung hat das rein gar nichts zu tun. Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, dass eine Frau, die in unserem wunderbaren, freien Land aufwächst, freiwillig eine Burka tragen will. Ich darf in einem Land leben, in dem sich der Staat per Verfassung dazu verpflichtet hat, die Gleichberechtigung der Geschlechter zu fördern und Kinder so zu erziehen, dass sie die Sache mit der Gleichberechtigung der Geschlechter verstehen, respektieren und umsetzen. Dieses Land gibt auch muslimischen Mädchen und Frauen das Gefühl, nicht weniger Wert zu sein, nicht weniger Rechte zu haben als ein Mann.
Eine Burka zu tragen hat mit Sicherheit nichts mit Gleichberechtigung zu tun. Genau so ist es beim Kopftuch. Das Kopftuch ist die Flagge der Trennung der Geschlechter und der "Andersartigkeit", sprich Minderwertigkeit der Frauen. Es teilt Mädchen und Frauen in gute und schlechte.

Da hilft es auch nicht, wenn die Kopftuchträgerinnen immer wieder runter beten, Männer und Frauen seien vor Gott gleichwertig. Gleichwertig bedeutet eben nicht gleichberechtigt.
Ich will nicht zum tausendsten Mal erklären, wie umstritten das Kopftuch auch unter Muslimen und Musliminnen ist. Ich will nicht zum tausendsten Mal Suren zitieren und erklären, wozu das Kopftuch im 7. Jahrhundert diente. Und ich bin es leid, immer wieder zu erklären, dass das Kopftuch nicht aus Gottgefälligkeit, sondern dem Mann zum Gefallen getragen wird.


Einer ganz besonderen Sorte von Männern. Männer, die ihre Triebe angeblich nicht kontrollieren können. Männer, die beim Anblick von weiblichem Haupthaar vom rechten Weg abkommen und sich nicht mehr auf das Gebet konzentrieren können. Sie sollen geschützt werden vor dem Sex-Appeal der ewigen Verführerinnen.

 

 

E.G.: Haben Sie denn schon mal in der Schweiz eine Burka-Trägerin gesehen?

 

H.K.: Selbstverständlich, und ich habe mich aufgeregt beim Anblick und fragte mich, was sich wohl hinter dem Schleier für ein Gesicht verbirgt, verbergen muss. Ich betone: Niemand soll in seiner persönlichen Freiheit und in seiner Religionsausübung eingeschränkt werden. Die Freiheit darf aber nicht so weit gehen, dass man Menschen öffentlich das Gesicht nimmt . Jedenfalls nicht in der Schweiz, ja und ich meine, auch nicht in Europa.


E.G.: Geschätzte Frau Klee, haben Sie besten Dank für das Gespräch!


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