„Ich lebe meine Leidenschaft“

Powerfrauen

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Ilse Müller-Angstenberger, eine der ersten deutschen Managerinnen.
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Ihr gelang der Durchbruch in der Computerbranche, nach harten Kämpfen.
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Ilse Müller vor dem Konzil in Konstanz. Bild: Oliver Hanser - www.suedkurier.de

"Wer sie kennen lernt, sieht in ihr aber nicht nur die erfolgreiche Geschäftsfrau, Impulsgeberin und Preisträgerin sondern auch eine vielschichtige Persönlichkeit mit Willensstärke und Weitsicht, eine kluge Frau mit Wünschen und Träumen, sensibel und menschenfreundlich. Dass sie ihren jüngsten Traum für unsere medizinische Zukunft verwirklicht, daran besteht kein Zweifel."

Evelyn Thriene 

Ilse Müller-Angstenberger ist eine weitblickende Frau. Mit 71 Jahren pflegt sie einen weiteren Lebensentwurf für die kommenden Jahrzehnte. Vom Bodensee aus hat sie wieder einmal Großes vor. Einblick bekamen bereits die Gäste der Preisverleihung ihrer Stiftung IMAS im ehrwürdigen Konstanzer Konzil. Die Unternehmerin bedachte die Professorin Dr. med. Charlotte Niemeyer mit dem ersten Stiftungspreis in Höhe von 5.000 Euro und Christiane Batz mit dem Förderpreis in gleicher Höhe.

 

Evelyn Thriene

24:05:2011

 

Krönung für ein Lebenswerk: Stiftung IMAS – Integrative Medizin am See

Ein Lebensmotto wird fortgeführt: Talente entdecken und fördern. Mit dem Preis investiert Ilse Müller-Angstenberger jetzt in die Zukunft der Stammzellen-Forschung. Für die diesjährige Preisträgerin sprach einfach alles – Pionierin und Kämpferin im Bereich der Leukämie- und Immunsystemerkrankungen bei Kindern. Die 2003 gegründete Stiftung hat zum Ziel, international die regenerative Medizin zu fördern sowie die medizinische Prävention von schweren Erkrankungen zu demokratisieren, zu vernetzen und zu zertifizieren.


Damit setzt die Stifterin einen Schwerpunkt, der nichts weniger als das 21. Jahrhundert prägen wird. Der Weg führt nicht allein über so verdiente Wissenschaftlerinnen wie Charlotte Niemeyer, die Prorektorin der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, sondern auch über junge weibliche Talente. Diese stehen bereits im Blickfeld.

Das Ansinnen geht aber über eine solche Einzelförderung weit hinaus. Gemäß ihrer Vision für den Bodenseeraum wird ein Netzwerk an Kompetenzzentren entstehen, an das sich jede Arztpraxis anschließen kann. Ihr Vorbild ist China, wo Hochtechnologie auf einzigartige Weise mit der traditionellen Medizin verbunden ist.


Vom Schicksal zur Inspiration

Schon als kleines Mädchen wusste Ilse Müller-Angstenberger, dass sie im Leben nur mit Charme und Geist würde punkten können. Im Waisenhaus entdeckten ihre Pflegeeltern ein zartes Wesen, dem sie Lebensmut mit auf den Weg gaben. Aus dieser elterlichen Liebe zog sie Kraft für kühne Träume. Und mit 17 Jahren wusste sie: „Ich will meine eigene Firma haben!“ So kam es dann auch. Der ersten Selbstständigkeit folgte der Einstieg in die Computerwelt.

Hier entwickelte sie sich bald zu einer Pionierin des 20. Jahrhunderts, als Innovatorin von Mikroprozessorchips – zu einer Zeit, als die Großen der Branche noch nicht einmal über den Personalcomputer nachdachten. Ihre wegweisenden Impulse zeigen rückblickend Revolutionäres: An ihrer Vision für die Computerentwicklung hielt sie ungeachtet aller Steine, die ihr in den Weg gelegt wurden, fest.

Am Ende des Weges hatte sie nicht nur vier Firmen gegründet und geführt – das Ingenieurbüro Ilse Müller, CTM Computer - Computertechnik Müller GmbH, Hyperstone Electronics GmbH und die Hyperstone AG – sie hat auch so manche Unternehmen inspiriert, das Richtige zu tun, um auf dem Weltmarkt an die Spitze zu kommen. Das weltweit führende Zentrum für Medizintechnik Tuttlingen hat durch ihre Computerchips in den frühen 90er Jahren profitiert. Ilse Müller-Angstenberger war ihrer Zeit mit Ideen und Technologie weit voraus – weltweit.



Von der High-Tech-Schmiede zur Weltgeltung

Auch ihre Unternehmensführung hatte Beispielcharakter. Sie motivierte Menschen mit Humor und Ideenaustausch. Dabei umgab sie sich immer mit den Besten – und das hieß oft Persönlichkeiten aus dem Ausland. Eine besonders enge Verbindung pflegte sie zu Asien. In Taiwan, Japan, Korea und China entstanden zahlreiche Unternehmen durch ihr Engagement und sie fand dort vielversprechende Märkte. Sie durfte sogar Einfluss nehmen auf die Wirtschaftspolitik. Dank ihres hohen Ansehens konnte sie jungen Frauen zu Existenzgründungen verhelfen.

In Deutschland entspann sich derweil ein Krimi um ihre Person. Ihr Buch „Glanz und Elend der deutschen Computerindustrie. Meine Erfahrungen als High-Tech-Unternehmerin“ (1995, Campus Verlag) sorgte für Furore. Die Computerindustrie stand Kopf.

Fast die ganze Auflage wurde aufgekauft, damit niemand etwas über die Schwächen einer Branche erfuhr, die dabei war den Anschluss zu verlieren. Eine Neuauflage des Buches wurde durch massiven Druck verhindert, wobei der Senior-Verleger einem Herztod erlag. Im Ausland blieb ihr Innovationsvorsprung in der Chip-Technik aber nicht verborgen. Und das unlautere Geschäftsgebaren von Managern und die Tricksereien deutscher Halbleiterfirmen hatten keinen Erfolg.


Mit Menschenliebe zum Ziel

Die Fürsorglichkeit ihres Elternhauses ließ sie zeitlebens auch ihrer eigenen Familie zukommen. Bei den zwei Söhnen und vier Enkelkindern sind es die Jüngsten, die sie als Vorbild erkennen. Auch wenn in ihrem Leben aus Schicksalsschlägen Inspiration und Innovationen entstanden, so genießt sie jetzt auch einfach ihren Garten wie die Freundschaft einer Besuchskatze und sie erfreut sich an neuen internationalen Kontakten, Menschen, die an den gleichen Zielen arbeiten.

Wer sie kennen lernt, sieht in ihr aber nicht nur die erfolgreiche Geschäftsfrau, Impulsgeberin und Preisträgerin sondern auch eine vielschichtige Persönlichkeit mit Willensstärke und Weitsicht, eine kluge Frau mit Wünschen und Träumen, sensibel und menschenfreundlich. Dass sie ihren jüngsten Traum für unsere medizinische Zukunft verwirklicht, daran besteht kein Zweifel.


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