Schwangerschaft: Hilfe im Entscheidungsdschungel

Was in früheren Jahren nur in St. Gallen und Wattwil angeboten wurde, nämlich eine unabhängige und neutrale Beratung für Schwangerschaft und Sexualität, hielt vor zehn Jahren auch in den Regionen Sarganserland, Rheintal sowie Gaster und See Einzug. Bettina Thaler und Charlotte Kirchhoff bauten in Sargans und Rapperswil-Jona im Auftrag der Frauenzentrale Fapla Beratungsstellen auf. Seither beraten und begleiten sie Frauen und Männer während der Schwangerschaft und nach einer Geburt unentgeltlich gemäss kantonalem Leistungsauftrag.

Heikle Themen

„Die Regionalisierung war richtig“, stellt Stellenleiterin Charlotte Kirchhoff im Rückblick fest. Vom Linthgebiet oder aus dem Sarganserland wäre keine Frau nach St. Gallen gefahren, um sich beraten zu lassen. Nach intensiven Aufbaujahren sind die Beratungsstellen inzwischen gut verankert. Frauen und Männer suchen die Beratungsstellen direkt auf oder werden durch Spitäler, Ärzte und andere Fachpersonen an die unabhängigen Fapla-Beraterinnen verwiesen. Diese stehen unter Schweigepflicht. „Die Anonymität ist wichtig“, unterstreicht Charlotte Kirchhoff. „Es sind heikle und sehr persönliche Themen und man sagt nicht gerne, dass man ein Problem hat.“

Hoher Zeitdruck

Wird eine Frau ungeplant schwanger, stellen sich zahlreiche Fragen, für die es in kürzester Zeit eine Antwort zu finden gilt: Wie tragfähig ist die Beziehung? Reicht das Geld für ein weiteres Kind? Kann ich ein Kind mit meiner Arbeit vereinbaren? Wie steht es mit meiner Unabhängigkeit? Die erfahrenen Sozialarbeiterinnen begleiten die Ratsuchenden durch den Dschungel der Entscheidungsprozesse. Sie sind rund um die Fragen „geplante oder ungeplante Schwangerschaft“ und nach der Geburt rasch und unbürokratisch für ihre Klientinnen da – indem sie Frauen und Paare bei arbeits- und zivilrechtlichen, finanziellen und sexuellen Problemen unterstützten und bei Bedarf Sachhilfe und Babyausstattungen vermitteln.

Erfüllende Arbeit

Was hat sich in den letzten Jahren verändert? Zugenommen haben die komplexen Beratungssituationen und die Anfragen von Asyl suchenden und alleinerziehenden Frauen in finanziell prekären Situationen. In solchen Situationen ziehen die Fapla-Stellenleiterinnen ihren Notfonds für Überbrückungshilfen bei. Trotz schwieriger Situationen sehen sie ihre Arbeit nicht als Belastung an. Bettina Thaler: „Sozialarbeit kann etwas bewirken, ich mache meine Arbeit mit der gleichen Überzeugung wie am ersten Tag.“ Den Menschen zu helfen, ihre eigenen Ressourcen und Potenziale zu entdecken, sei spannend und erfüllend zugleich.