Julia Onken: Das Alter muss neu gesehen und verstanden werden

26:09:2013

Bild
Das Cover der Startausgabe.
Bild
Julia Onken.

Mehr Informationen:
www.generation-superior.ch.

Die Psychologin und Bestsellerautorin Julia Onken bringt das Magazin GENERATION SUPERIOR auf den Markt. Damit vermittelt sie ihr Erfahrungspotenzial im Rahmen von Magazinbeiträgen. Gleichzeitig sollen viele andere Menschen zu Worte kommen, welche die Altersgrenze 65 überschritten haben und auf einen grossen Schatz an Wissen und Lebenserfahrung zurückgreifen können: Hirnforscher, Psychologinnen, Soziologen, Künstlerinnen, Schriftstellerinnen.

 

Jolanda Spirig

 

Julia Onken, was hat Sie motiviert, ein Magazin für Menschen herauszugeben, die das 60. Altersjahr überschritten haben?

In den Medien ist häufig von der bedrohlichen „Überalterung“ unserer Gesellschaft die Rede. Alten Menschen wird die Kostenexplosion im Gesundheitswesen angelastet und sie sollen weitgehend für das Ausbluten der Sozialwerke verantwortlich sein. Oft scheint das Alter geradezu ein Synonym zu sein für Abbau, für gesellschaftliche Wertminderung, für gesundheitliche Defizite und den Verlust von intellektuellen Fähigkeiten und Möglichkeiten. Diese Tendenz zur schwarzmalerischen Einseitigkeit führt in die Nähe einer Diskriminierung. Auf jeden Fall wird immer mehr der Eindruck erweckt, ältere und alte Menschen gehörten einer ausgesonderten Ethnie an – einer Bevölkerungsgruppe, die nur Probleme verursacht. Mir scheint es wichtig, hier Gegensteuer zu geben.


Ihr neues Magazin will also ein anderes Altersbild vermitteln?

Genau. Das Magazin Generation Superior will keinesfalls an der Realität des Alters vorbeigehen, aber deutlich machen, dass diese Realität eben nicht einseitig, sondern vielfältig ist. Langlebigkeit ist keine Krankheit, sie kann Phasen der Entwicklung und Entfaltung und der geistigen Reifung bringen. Viele Menschen empfinden das Alter als glücklichste Zeit ihres Lebens und nehmen mit wacher Neugier wahr, was um sie herum geschieht – als aktiver Teil der Gesellschaft.


Sie haben von einer Tendenz zur Diskriminierung des Alters gesprochen. Halten Sie beispielsweise die Überprüfung der Fahrtüchtigkeit von 70-jährigen Autofahrern für diskriminierend?

Im Grundsatz nein, aber es kommt schon sehr darauf an, wie diese Prüfung abgewickelt wird und auf welcher Gesprächsebene man mit dem alten Menschen kommuniziert. Das Thema Altersdiskriminierung darf zwar nicht hochstilisiert, aber auf gar keinen Fall bagatellisiert werden. Generation Superior will das Bewusstsein für Herabsetzungen und mangelnden Respekt gegenüber älteren und alten Menschen schärfen.


Sie teilen die Redaktionsarbeit für Generation Superior mit der Journalistin Meta Zweifel?

Ja, weil sie über ein langjähriges berufliches und menschliches Erfahrungspotenzial verfügt und in der Lage ist, mit Menschen intelligent und mit grossem Einfühlungsvermögen und Liebenswürdigkeit Gespräche zu führen. Die Planung von Generation Superior entwickelt sich im Team.


Ist Ihr Magazin irgendwo politisch eingebunden?

Nein, wir sind sowohl politisch als auch konfessionell unabhängig. In der Rubrik „Generationensprung“ beispielsweise wollen wir mit jungen Menschen ins Gespräch kommen, die jeweils politisch oder weltanschaulich ganz unterschiedlich ausgerichtet sind.


Zum redaktionellen Programm gehören auch Vorträge und Seminare. Weshalb dieser Aufwand?

Mir geht es um Nachhaltigkeit – und Nachhaltigkeit verlangt nach Unmittelbarkeit und stetem Einsatz. Eingefahrene Vorurteile und verkrustete Clichés wollen wir auflösen. Das Alter muss neu gesehen und verstanden werden.

Alte Menschen dürfen sich mit einem sturmerprobten Baum vergleichen, dessen Wurzeln tief in der Erde verankert sind und der seine Krone voll entfaltet.


zurück            Diesen Artikel versenden
Verein ostschweizerinnen.ch · c/o Nelly Grubenmann · Tellen | Postfach 30· 9030 Abtwil · kontakt@ostschweizerinnen.ch