Erika Forster - FDP-Frau der ersten Stunde, krönt ihre Polit-Karriere

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Mit Politik groß geworden: Erika Forster, FDP Frau der ersten Stunde.
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Helga Klee gratuliert der frischgebackenen Ständeratspräsidentin Forster.

Zusammen mit meiner Partei und vielen Frauen, welche das sehr grosse Engagement von Erika Forster schätzen gratuliere ich der engagierten Politikerin herzlich zur ehrenvollen Wahl.

Helga Klee

Nach 32 Jahren Parlamentsarbeit krönte die St. Galler Freisinnige Erika Forster ihre Polit-Karriere am 23. November mit dem Präsidium des Ständerates. Für die 65-jährige Vollzeit-Politikerin beginnt 2010 "die schönste Aufgabe, die es gibt". Erstmals nach bald fünfzig Jahren kommt dem Kanton St.Gallen die Ehre zu, eine Ständeratspräsidentin zu stellen.

 

Helga Klee, FDP Kantonsrätin, Berneck

28:11:2009

 

Erika Vannini wurde am 27. Februar 1944 geboren und wuchs mit zwei Schwestern in einem Gewerbehaushalt in Zürich auf. An die Matura reihte sie mehrere Auslandaufenthalte und arbeitete vier Jahre lang als Flight-Attendant bei der Swissair. Anfang der 1970-er Jahre lernte sie Ueli Forster kennen und heiratete in die St. Galler Stickerei-Dynastie Forster ein.

Als es im Jahre 1976 darum ging in der Stadt St.Gallen Kandidaten für den grossen Gemeinderat (heute heisst es Stadtparlament) zu rekrutieren, klopfte die FDP beim Ehemann von Erika, Ueli Forster an. Dieser antwortete, ich habe keine Zeit, aber meine Frau. Erika Forster war damals Mutter von zwei kleinen Kindern und mit dem dritten Kind schwanger.


Geprägt von einem politischen Elternhaus: ihr Vater, Hans Vanini, war Mitglied des LDU in dieser Funktion ein Weggefährte von Gottlieb Duttweiler, und über viele Jahre Mitglied des Gemeinderates der Stadt Zürich. Im Elternhaus der immer bescheiden gebliebenen Politikerin nahmen politische Fragen auch am Familientisch breiten Raum ein. Politik begleitete Erika Forster somit bereits in der Kindheit. Der Beitritt zu einer Partei war für die junge Frau deshalb selbstverständlich. 1977 - sechs Jahre nach der Einführung des Frauenstimmrechts - wurde Erika Forster für die FDP in den Gemeinderat der Stadt St.Gallen gewählt.

Von 1977 bis 1988 war Erika Forster Mitglied dieses Rates, (heute Stadtparlament, den sie im Jahre 1982 präsidierte. 1988 wurde sie mit Bravour in den Grossen Rat (heute heisst er Kantonsrat) gewählt, dem sie bis 1995 angehörte. Im Amtsjahr 1994-1995 wurde sie zur Präsidentin gewählt, war also während eines Jahres höchste St.Gallerin.

 

1995 folgte die erfolgreiche Wahl in den Ständerat. Erika Forster ist wohl eine der wenigen Frauen in unserem Land, wenn nicht gar die einzige, welche sowohl Stadtparlament, Kantonsrat und Ständerat präsidiert. Sie ist zudem die erste Frau im Kanton St.Gallen, welche sich diese Ehre erschaffen hat.


Politisieren mit Herz und Verstand


Geprägt durch die eigenen Erfahrungen als junge Mutter und gleichzeitig politischem Engagement setzte sich Erika Forster bereits 1980 für frauenspezifische Themen ein. Sie war die Frau der ersten Stunde welche sich stark machte für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder eben politisches Engagement. Die familienergänzende Kinderbetreuung stand zu oberst auf ihrer politischen Agenda. Sie forderte vor mehr als einem Viertel Jahrhundert bereits Blockzeiten in den Schulen sowie freiwillige Mittagstische.

 

Es brauchte viel Überzeugung und Durchhaltewillen bis sich ihre Kollegen durchringen konnten, solche Forderungen zu unterstützen. Mit grossem Engagement setzte sich Erika Forster im Kantonsrat auch für das Frauenhaus in St.Gallen ein. Als Stiftungsratspräsidentin erlebte sie die mühsamen Verhandlungen, um die Finanzierung auf sichere Beine zu stellen. Als der Kanton TG offene Rechnungen für Frauen, welche im Frauenhaus St.Gallen betreut wurden, nicht bezahlte, suchte sie das Gespräch mit dem damaligen Thurgauer Regierungsrat Philipp Stähli.

 

Als dieser in seinem Büro in Frauenfeld antworte: der Kanton TG habe kein Geld, er würde künftig auch keine Frauen mehr ins St.Galler Frauenhaus lassen, sondern den Markt spielen lassen, will heissen, dort platzieren wo es am Günstigsten ist. Diese Antwort machte die feinfühlige Frau sehr betroffen. Sie machte rechts um kehrt und verabschiedete sich mit den Worten: wer bei Frauen, die in ihren Beziehungen Gewalt erleiden müssen, den Markt spielen lassen will, ist für mich kein Gesprächspartner.


Erika Forster war es stets ein Anliegen, dass Menschen, in schwierigen Lebenssituationen von einem sozialen Netz getragen werden. Das wiederspiegelt auch ihr Engagement als Stiftungsratspräsidentin der Kinder- und Jugendpsychiatrischen Dienste St.Gallen, ihr Einsatz im Vorstand des Vereins Arbeitslosenprojekte St.Gallen, und bis vor kurzem auch ihr Einsatz als Präsidentin des Spitexverbandes St.Gallen.
Das grosse soziale Engagement wurzelt in der tiefen Überzeugung, dass nur ein gesunder Staat, eine florierende Wirtschaft, soziale Institutionen mitfinanzieren kann. Deshalb auch der grosse Einsatz von Erika Forster für gute Rahmenbedingungen für unsere Wirtschaft.

Die engagierte FDP Frau freut sich auf die neue Führungsaufgabe. Als erfahrene Parlamentarierin weiss sie, wieviel zusätzliche Arbeit auf sie zu kommt.


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