Knill will im Thurgau regieren

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Politische Senkrechtstarterin: Monika Knill.
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Kraft tanken mit der Familie und beim Sport.

Regierungsratswahl am 24. Februar

Das Thurgauer Volk wählt am 24. Februar 2008 die Nachfolge von SVP-Regierungsrat Hans-Peter Ruprecht. Dieser tritt nach 12 Jahren als Baudirektor auf kommendes Frühjahr zurück. Bisher haben zwei Personen ihre Kandidatur für den frei werdenden Regierungssitz angemeldet. Neben Monika Knill (SVP) ist dies der 48-jährige Daniel Wittwer von der EDU.

Monika Knill im Internet:

www.knill-will.ch
 

Sie will neue Thurgauer Regierungsrätin werden. Monika Knill ist erst 35-jährig und politische Senkrechtstarterin.

 

Ueli Daepp

18:02:2008

 

Monika Knill finden: Im Internet («knill-will.ch») ist das einfacher als in Alterswilen! Denn wo um Himmels willen liegt Alterswilen? Das kleine Dorf liegt auf dem Seerücken, irgendwo im Niemandsland zwischen Weinfelden und Kreuzlingen.

Knill ist nie losgekommen von diesem Dorf, seit sie lebt. Sie ist in Alterswilen aufgewachsen, hat hier die Schulen besucht und wohnt heute mit ihrer Familie im Elternhaus. Ihren Mann Josef, Bauernsohn aus dem nahen Schweizersholz, hat sie in Jugendjahren an einer Abendunterhaltung kennengelernt. Zwei Jahre lang wohnte das Paar im Nachbardorf Berg, dann zog sie mit ihm zurück ins Elternhaus. «Unsere Familienbanden sind sehr stark», sagt die Tochter des ehemaligen Alterswiler Friedensrichters und Betreibungsbeamten. Das ehemals einstöckige Haus ist aufgestockt und ausgebaut worden. Heute wohnen drei Generationen unter demselben Dach: Monika Knill und ihr Mann mit den beiden Töchtern Flavia (11) und Leo­­nie (9) sowie ihre Mutter. «Diese Wohnform ist ideal für uns», schwärmt die Mutter und Geschäftsfrau und freut sich, dass sie «die ursprünglichste aller Familienformen» leben ­kann.
Ihr Vater starb vor ein paar Jahren, so lebt nun ihre Mutter allein in der separaten Wohnung, hat aber engen Familienanschluss und kocht jeden Mittag für alle.

 

Arztgehilfin, Beamtin, Unternehmerin, Hausfrau

Das Wohnhaus war immer schon auch Arbeitsplatz: Monika Knills Vater traute in diesen Räumen nicht nur Heiratswillige. Hier gaben sich auch Schuldner, Gläubiger, Streithähne, Schei­dungswillige und Trauerfamilien die Türklinke in die Hand. Denn Knills Vater war bis zu seiner Krankheit in vielen Alterswiler Ämtern tätig. 2003 übernahm dann die Tochter per so­­fort einige Amtsfunktionen ihres kranken und später verstorbenen Vaters. 2004 gründete sie mit ihrem Mann eine eigene Firma: Der gelernte Schreiner und die ausgebildete Arztgehilfin führen einen Zwei-Personen-Dienstleistungsbetrieb im Bereich Fensterbau. Er arbeitet an der Front, sie erledigt die Administration.
Knill scheint eine Frau mit Allrounder-Qualitäten zu sein. «Lernen fällt mir leicht», sagt sie. Ihre Lehrer wollten sie ans Lehrerseminar schicken. Sie aber zog eine «normale» Berufsausbildung vor, um möglichst bald «ar­beiten» zu können. Als Arztgehilfin arbeitete sie in einer Land­arztpraxis, bis sie 1996 Mutter wurde.

 

Mit 23 bereits Gemeinderätin

Der Wissensdurst war gross. Die Matura wollte sie nachholen. Zweimal aber musste sie diesen Plan aufgrund der privaten Umstände (Mutterschaft, Vaters Krankheit) fallen lassen. So schick­te sie sich in die Aufgaben, die an sie herangetragen wurden.
23-jährig wurde sie als Parteilose in den Alterswiler Gemein­derat (heute Gemeinde Kemmen­tal) gewählt. Dort übernahm sie das Ressort Soziales und wurde zwei Jahre später Vizegemeindeammann. Ihren frühen Einstieg in die Politik begründet sie durch ihre Amtskenntnisse, die sie durch die Tätigkeit ihres Vaters gewonnen hat. «Bei uns wurde am Mittagstisch viel politisiert und über Gott und die Welt gesprochen.» Mit 31 nahm sie Einsitz im Thurgauer Grossen Rat. Drei Jahre später wurde sie Fraktionspräsidentin der SVP.
Sie hatte sich schwer getan, einer Partei beizutreten. Aus Angst, «kanalisiert zu werden». Doch die SVP war es, die ihr den Weg in die Kantonalpolitik ebnete. Die SVP komme ihren eigenen Wertvorstellungen am nächsten, sagt Knill, die im Gespräch Wert auf die Feststellung legt, dass sie enge Banden zur Landwirtschaft habe. «In meiner Kindheit verbrachte ich viel Zeit auf einem Bauernhof.»
Der Blick von der hellen Wohnstube gleitet über weite Wiesen und Felder. Die Knills wohnen im Grünen. Im Garten gibts einen Swimmingpool. Vor dem Terrassenfenster stehen Joggingschuhe. Eine sportliche Familie! Das sieht man dem schlanken Ehepaar an. Monika joggt, spielt Volleyball in der örtlichen Riege und ist zusammen mit der Familie gerne mit dem Fahrrad unterwegs. Ihr Mann ist Marathonläufer, ihr Bruder Eishockey-Halbprofi (Roland Kradolfer, SC Langenthal).

 

Abschied vom trauten Daheim

Was treibt die Mutter von zwei Kindern weg von ihrem geliebten Wohndorf ins hohe Regierungsamt? Es ist wohl der Reiz, Einfluss zu nehmen. «Nicht die Faust im Sack machen, sondern Ideen einbringen, etwas bewegen», heisst ihre Devise. Sie sei eine, die gerne Verantwortung übernehme in der Gesellschaft.
Ehemann Josef ist ihr grösster Fan. «Meine Frau hat die Fähigkeiten fürs Regierungsamt», ist er überzeugt. Welche Fähigkeiten denn? «Monika versteht es, Dinge zielgerichtet, in sachlicher, ruhiger Art zu lösen.» Er erwähnt den Kemmentaler Gemeindezusammenschluss, den sie als Gemeinderätin mitbewältigt hat. «Da gab es viele Wogen zu glätten - ich bin erstaunt, wie dies gelungen ist.» Seine Frau besitze eine extreme Stärke, immer wieder vorwärts zu schauen, Lösungen zu suchen, sachlich zu bleiben und Ruhe zu bewahren.

 

Eine Frage der Organisation

Und was sagen die beiden Töchter Flavia und Leonie dazu, dass ihr Mami bald nicht mehr oft zuhause sein wird, falls sie gewählt wird? «Die Mädchen freuen sich und sind stolz», sagt die Mutter und Regierungskandidatin. Freilich werde es «kein Schleck» werden. Doch die Umstände seien ideal. «Es wohnen bei uns drei Erwachsene Personen im Haus - unser Ziel ist es, dass immer jemand da ist für die Kinder, wenn sie von der Schule heimkehren.» Man sei sichs gewohnt, zu organisieren. «Wir sind ein gut eingespieltes Team.» Bei so viel Organisationstalent und Energie, wie sie bei Knills offenbar vorhanden ist, bekommt man rasch den Eindruck: Wenn Knill will, steht nichts mehr still!

Quelle: www.anzeiger.biz.


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