"Schmetterlinge" - Kolumbianische Frauenrechtsorganisation erhält den Nansen-Flüchtlingspreis in Genf

18:09:2014

Bild
Kommen nach Genf: Maritza Asprilla Cruz, Gloria Amparo, Mery Medina
Bild
Die 19 Koordinatorinnen der "Schmetterlinge". Das Netzwerk hat zudem einen Kern von 100 Freiwilligen.

Die Schmetterlinge werden den Nansen-Flüchtlingspreis am 29. September bei
einer Zeremonie in Genf in der Schweiz verliehen bekommen. Die Organisation
wird durch drei Frauen vertreten sein; Gloria Amparo, Maritza Asprilla Cruz und
Mery Medina.

Der UNHCR Nansen-Flüchtlingspreis ist die höchste Auszeichnung des UNHCR, die an Personen oder Organisationen in Anerkennung ihres aussergewöhnlichen Einsatzes für Flüchtlinge verliehen wird. Neben der Erinnerungsmedaille erhält der Preisträger einen mit 100.000 USD dotierten Geldpreis. Diesen stellen die Schweizerische Eidgenossenschaft und Norwegen zur Verfügung und unterstreichen damit die Bedeutsamkeit des Engagements für Flüchtlinge.


Die diesjährige Gewinnerin des UNHCR Nansen-Flüchtlingspreises 2014 ist die kolumbianische Frauenrechtsorganisation Red Mariposas de Alas Nuevas Construyendo Futuro, deren Mitglieder ihr Leben riskieren, um Opfern von Vertreibung und sexueller Gewalt zu helfen. Ausschließlich getragen von Freiwilligen hat die Organisation aus Buenaventura, deren Namen man mit Schmetterlingen, die mit neuen Flügeln eine Zukunft aufbauen, übersetzen kann, bereits über tausend Frauen und deren Familien geholfen.

 

Medienmitteilung

 

Kolumbien ist nach Syrien das Land mit den weltweit meisten
Binnenvertriebenen. Nirgendwo ist die Verwüstung des fünf Jahrzehnte langen
bewaffneten Konflikts so sichtbar wie in Buenaventura. Die Industriehafenstadt
hat eine der höchsten Gewalt- und Vertriebenenraten, die durch eskalierende
Rivalitäten zwischen illegalen, bewaffneten Gruppierungen bedingt sind und bei
denen oft Frauen zwischen die Fronten geraten. Aus Rache oder um ihre Macht
zu demonstrieren, missbrauchen diese Gruppierungen systematisch Frauen und
Kinder. Die Opfer werden dabei gefoltert, vergewaltigt oder sogar getötet.

Mut ist grenzenlos


“Diese Frauen leisten aussergewöhnliche Arbeit unter schwierigsten
Bedingungen”, sagt der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, António Guterres.”
Täglich versuchen sie die Wunden der Frauen und Kinder von Buenaventura zu
heilen und riskieren dabei ihr eigenes Leben. Ihr Mut ist grenzenlos.”  UN-Hochkommissar Guterres weiter: “Die Situation in Buenaventura zeigt die
zerstörerischen Auswirkungen von Konflikten auf Familien und wie wichtig die
Arbeit der Schmetterlinge ist.”

“In ihrem Kampf um Territorien versuchen die illegal bewaffneten Gruppierungen
in Buenaventura das soziale Gefüge zu zerstören. Sie greifen die Verletzlichsten
an und missbrauchen, kidnappen und töten sie. Die freiwilligen Helferinnen der
Schmetterlinge nehmen die Vertriebenen und Gewaltopfer unter ihre Fittiche und
helfen ihnen, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen und ihre Rechte
durchzusetzen”, fügt er hinzu.

Aufgrund ihrer geringen finanziellen Mittel, kommen die Frauen zu Fuss, mit dem
Bus oder dem Fahrrad zur Arbeit. So vorsichtig wie möglich, gehen sie durch die
gefährlichsten Viertel, um dort Frauen zu helfen, Zugang zu medizinischer
Versorgung zu erhalten und Verbrechen anzuzeigen. Es ist genau diese Arbeit
tief im sozialen Gefüge, die es ihnen ermöglicht, die Verletzlichsten zu erreichen,
die aber gleichzeitig auch Gefahr und Drohungen seitens der illegalen,
bewaffneten Gruppierungen mit sich bringt.


"comadreo" - Gegenseitiger Respekt, Solidarität und Vertraulichkeit


Frauen aus den ärmsten Gebieten von Buenaventura haben oft Angst, ihre
Peiniger anzuzeigen. Die Wenigen, die es wagen, sind ihren Peinigern
ungeschützt ausgeliefert, da diese oftmals aus ihrem eigenen Umfeld stammen.
In dieser schwierigen Umgebung Vertrauen aufzubauen, ist ein langsamer und
herausfordernder Prozess. Die Schmetterlinge handeln dabei nach den
Prinzipien von “comadreo”, die eine spezielle Bedeutung in der afrokolumbianischen Kultur haben: gegenseitiger Respekt, Solidarität und
Vertraulichkeit. Der Grundstein der Hilfeleistungen der Schmetterlinge sind ihre Workshops, die sie zu Themen wie Alltagskompetenz und Rechtskenntnissen organisieren. Hier kommen Frauen zusammen, die mit Hilfe der Frewilligen langsam ihr Selbstwertgefühl und ihre Kraft zurückgewinnen. Sie sehen, dass sie mit ihren Leiden nicht allein sind.


Angelina Jolie


Die Schauspielerin und UNHCR-Sondergesandte hat die
humanitäre Arbeit der Gewinnerinnen ausdrücklich gelobt. Die Arbeit der
Schmetterlinge sei essentiell, sagte Jolie, die sich beharrlich gegen
Sexualverbrechen in Konflikten einsetzt. “Die Mariposas setzen ihre weiblichen Stärken ein, um tausenden von besonders verletzbaren Personen zu helfen, die sonst keine Rechte und keinen Schutz hätten. Mit der Vergabe dieses Preises hoffe ich, dass Menschen auf der ganzen Welt verstehen, wie wichtig es ist, unsere Einstellung gegenüber Sexualverbrechen zu ändern und die Peiniger nicht ungestraft davon kommen lassen”, sagt Frau Jolie.


Preisübergabe


Die Preisübergabe wird von einer Videobotschaft der UNHCR-Sondergesandten
Angelina Jolie umrahmt sowie einer musikalischen Darbietung von Unterstützern
des UNHCR: dem schwedisch-libanesischen Musiker Maher Zain und dem
malischen Liedermacher Rokia Traoré. Das akustische Gitarren-Duo Rodrigo y
Gabriela aus Mexiko werden anlässlich der Zeremonie ebenfalls eine Darbietung
geben.


zurück            Diesen Artikel versenden
Verein ostschweizerinnen.ch · c/o Nelly Grubenmann · Tellen | Postfach 30· 9030 Abtwil · kontakt@ostschweizerinnen.ch