Das Kopftuch – ein Stück Stoff erregt die Gemüter (Teil II von III)

20:09:2013

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Esther Gisler Fischer ist Religionswissenschafterin und Integrationsfachfrau.
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Schwimmkurs mit u.a. muslimischen Flüchtlingsfrauen im Hallenbad City in Zürich: Die einen mit, die anderen ohne Kopftuch.

Esther Gisler Fischer ist Religionswissenschafterin und Integrationsfachfrau und wohnt in Dietlikon / ZH. Mehr über und von Esther Gisler Fischer unter www.contextus.ch.

Der Islam und mit ihm Muslime und Musliminnen sind in unserem Land in den letzten Jahren vermehrt zum Thema geworden. Insbesondere religiöse Symbole wie das Minarett und das Kopftuch erhitzen in Diskussionen regelmässig die Gemüter. Dabei ist von den rund 400'000 Musliminnen und Muslimen nur eine Minderheit explizit religiös. Fragen nach der Kompatibilität dieser Religion mit dem schweizerischen Rechtsstaat werden landauf landab gestellt. Momentan scheint die Ostschweiz das Epizentrum zu sein für die Auseinandersetzung mit dem Koptuch bei Schülerinnen.

 

Esther Gisler Fischer

 

Weshalb die Mädchen nicht ausprobieren lassen, was für sie stimmt? Herr Reimann wiederum sah in seinen Voten wegen des Kopftuchs bereits die Scharia auf den Pferden der Apokalypse um die sprichwörtliche Ecke reiten. Dies notabene als Vertreter einer Partei, welche noch vor wenigen Jahrzehnten die Frauen hier in der Schweiz an den Herd stellen wollte.

 

Er konnte nicht verhehlen, dass es ihm weniger um Frauenrechte ging, als darum, weniger Ausländer im Land zu haben.Zudem wurde in der Sendung ellenlang über Niquab und Burka debattiert, wie wenn diese Schleierarten hierzulande haufenweise getragen würden. So wurden Probleme leider herbei geredet.Erschreckt war ich anschliessend auch über die Kommentare, welche auf der Homepage platziert wurden: Da hat der interreligiöse Dialog noch viel Arbeit vor sich!

 

Und nun Bürglen / TG: Das Bundesgericht hat am 11. Juli beschlossen, dass die rechtliche Grundlage fehle für ein Kopfuchverbot an der Sekundarschule dieser Gemeinde. Dies aufgrund einer Klage zweier mazedonischer Mädchen. Alle diese Ereignisse und Debatten lassen in mir die Frage aufkeimen, weshalb gerade am Mädchen- und Frauenkörper gesellschaftspolitische Fragen verhandelt werden.

Und es scheint, dass die Genderfrage, die Frage also nach der Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern, beim Islam deponiert wird. Dies durchaus auch von Kräften, welche sich in den Dienst von Gleichstellung und Geschlechtergerechtigkeit stellen.

Die Verhüllung des Frauenkörpers, sei es durch eine Burka, oder auch nur durch ein einfaches Kopftuch, erregt offenbar die Gemüter. Ich frage mich, weshalb dies so ist.


Haben Sie den ersten Teil verpasst? Hier können Sie diesen nachlesen. Und hier finden Sie den 3. Teil des Artikels.


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