Kreativität oder Krawall ?

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Die Uni Konstanz - hier die Bibliothek - ist die "Geburtsstätte" der feministischen Sprachwissenschaft.
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Auch Hausbesetzungen - hier das Logo- mit weiblicher Beteiligung gab es in Konstanz.

28.4.-28.6.2009
Kulturzentrum am Münster
Wessenbergstrasse 43
78462 Konstanz
Informationen im Internet:
www.konstanz.de
www.lkm.uni-konstanz.de.

 

Ein Ausstellungsprojekt der Universität Konstanz berichtet über linksalternatives Leben am Seerhein zwischen 1968 und 1996. ZeitzeugInnen erzählen von Krieg und Frieden, Lust und Frust, Freund und Feind aus jener Zeit. Eine Ausstellung, die vom April bis in den Sommer im Konstanzer Kulturzentrum zu sehen sein wird.

 

Eva Grundl

29:04:2009

 

Im vergangenen Jahr waren sie in aller Munde, die 68er. Sie wurden zum Gegenstand zahlreicher politischer Debatten über das Selbstverständnis der Bundesrepublik Deutschland.
Jenseits der großen Auseinandersetzungen in Berlin oder Frankfurt will diese Ausstellung den langfristigen kulturellen und gesellschaftlichen Wirkungen der Neuen Linken und der Neuen Sozialen Bewegungen von den späten sechziger Jahren bis in die neunziger Jahre nachspüren. Welche Reaktionen löste das linksalternative Milieu in der traditionsreichen Bodenseestadt aus? Wie organisierten sich die linken Gruppen in Konstanz, welcher Protestformen bedienten sie sich? Welchen politischen Einfluss übten sie aus?



ZeitzeugInnen aus 40 Jahren

Mehrere Semester lang haben sich Studentinnen und Studenten der Studiengänge Literatur-Kunst-Medien und Geschichte an der Universität Konstanz in Form von Videointerviews, Bild- und Textdokumenten auf eine Spurensuche begeben.

Bei dieser Suche recherchierten sie an den Orten, an denen die Linksalternativen sich trafen, nach Ereignissen, die bewegten und nach Themen, die bewegt wurden. Und natürlich nach den Menschen, die sich in vielen kurz- oder langfristigen Projekten und Initiativen engagierten und die vor allem eines miteinander verbunden hat: der Wunsch danach, den als unflexibel und versteinert wahrgenommenen bestehenden Strukturen der Gesellschaft ein selbstbestimmtes und unabhängiges Lebensmodell, eine alternative Kultur entgegen zu setzen.

Die Ausstellung geht Lebensstil, Selbstentwürfen und Umgangsformen des linksalternativen Milieus nach und zeigt die Wirkungen dieser Form politischer Selbstorganisation auf.
So können sich die BesucherInnen über einen interaktiven Stadtplan, über zentrale Orte, bekannte Personen und wichtige Ereignisse vom ,Hasentötermord' 1970 bis zur Wahl des ersten ,grünen' Oberbürgermeisters in Deutschland 1996 informieren, können auf Videoinstallationen ZeitzeugInneninterviews ansehen oder sich in Leseecken und einer ,WG-Küche' in historische Dokumente und damalige Diskussionen vertiefen.

 

Der Aufbruch der Frauen

Bereits bei der Vernissage am Dienstag, den 28. April, sprach die große Zahl der BesucherInnen für ein ausgeprägtes Interesse an jener ganz speziellen Zeitepoche. Nachgegangen beziehungsweise dokumentiert wird bei der Schau auch, was in puncto feministischem Engagement in der Bodenseemetropole ablief.

Dies in Form eben von Interviews mit Zeitzeuginnen vor Ort, mit Fotografien von Demonstrantinnen und ihren Plakaten. "Kein Angrapschen mehr am Arbeitsplatz", "Keine Vergewaltigung mehr in der Ehe" - so und ähnlich lauten die darauf geschriebenen Parolen.
Doch nicht nur in der Stadt Konstanz selbst, auch an der 1966 als Reformuniversität gegründeten Hochschule auf dem so genannten Gießberg war einiges im Gange. Hierzu gehört unter anderem, dass Luise Pusch und Senta Trömel-Plötz, damals an der Uni Konstanz lehrend, die feministische Sprachwissenschaft begründeten.


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