Lala Aufsberg und der Bregenzerwald

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Das einzige Frauenmuseum Österreichs liegt in Hittisau im Bregenzerwald.
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Lala Aufsberg: Bezau - Wilbiger, »2 Schwestern Dietrich auf d. Zaun sitzend«, 1940.

Frauenmuseum
Platz 501
A 6952 Hittisau

Tel: +43(0)5513/ 620930
Fax: +43(0)5513/ 620919

 

Mail:
kontakt
@frauenmuseum.com

Website:
www.frauenmuseum.com

 

Öffnungszeiten:
Fr und Sa 15 - 17 Uhr, So 14 - 18 Uhr.

 

Ausstellungsdauer bis 30. April 2008.

Die Sonthofener Fotografin Lala Aufsberg besuchte in den 40er und 50er des 20. Jahrhunderts einige Male den Bregenzerwald. Ihre stimmungsvollen Landschaftsaufnahmen zeigen eindrückliche Bilder des Tales vor der Modernisierung. Im Rahmen einer vom Heimatbund Allgäu initiierten Ausstellungsreihe im Allgäu, Außerfern und Bregenzerwald widmet sich das Frauenmuseum Hittisau der weit gereisten Fotografin aus Leidenschaft.

 

Pressedienst

31:01:2008

 

Die abgebildeten Menschen und Szenen wirken trotz Inszenierung überraschend natürlich. Sie zeigen auch eine Lebenswelt, die als Sehnsuchtsvorstellung für Heimat und Idylle bis in unsere Zeit weiter existiert. Da die Fotografin als Ausflüglerin nur begrenzt Zeit hatte, konzentrierte sie sich bei ihrer Motivwahl auf die "Schönheiten der Welt" der Region, die Härten des Alltags dieser Zeit blieben ausgespart, lassen sich jedoch aus manchen Details auf den s/w Fotografien erahnen. Ihre Aufnahmen sind von hoher Qualität, vor allem was die Lichtführung betrifft.

 

Ein weiblicher Blick?

Der Beruf einer Fotografin war für eine Frau auch noch in der Mitte des 20. Jahrhunderts ungewöhnlich. Lala Aufsberg hat sich ihre Profession mit großer Leidenschaft, glücklicher Hand und hohem technischen Können erarbeitet. Lala Aufsberg widmete ihr Leben der Fotografie, so beschrieb es ihre jüngere Schwester Eugenie. Durch ausgewählte Vergleiche mit anderen Fotografinnen und Fotografen, die um diese Zeit im Bregenzerwald tätig waren, möchte das Frauenmuseum die Frage nach weiblichen und männlichen Blickwinkeln und Abbildungsinteressen stellen.

Deshalb präsentieren wir ausgesuchte Bilder von Franz Beer (1896 - 1979) und Ilse Beer (geb. 1928) aus Dornbirn, von Lore Benger (1929 - 1993) aus Bregenz und von der Fotografenfamilie Kaspar Hiller (1887 - 1946) und Hedwig Berchtel-Hiller (geb. 1927) aus Bezau. Helga Platzgummer und Andrea Wohlgenannt haben aus der "Sammlung Franz Beer" des Stadtarchivs Dornbirn exemplarische Bilder ausgewählt. Die Familien Hiller-Berchtel und Benger stellten großzügig ihre Sammlungen zur Verfügung. Es finden sich auf der einen Seite sehr ähnliche Motive und Blickwinkel, auf der anderen Seite auch sehr unterschiedliche Blicke auf den Bregenzerwald. Doch beides lässt sich nicht einfach auf weibliche oder einen männliche Urheber/innen zurückführen.

Erstaunlich sind dabei gerade die Ähnlichkeiten bei Lala Aufsberg und Franz Beer, die beide der Heimatfotografie der 30er/ 40er Jahre nahe stehen. Lore Benger, die in den 60er Jahren mit ähnlicher Motivation wie Franz Beer in den 40er Jahren den Bregenzerwald "belichtet", findet eine deutlich andere Bildsprache. Die Bilder der Fotografenfamilie Hiller-Berchtel eröffnen nochmals einen anderen Zugang.

 

Lala Aufsberg (1907 - 1976) - Weltfotografin aus dem Allgäu

Luise Ida Aufsberg, genannt Lala, das zweite von vier Mädchen, wurde 1907 in Sonthofen geboren. Ihr Großvater war der Kgl. Hofphotograph Josef Heimhuber (1853-1923), dessen Porträt- und Familienaufnahmen auch im Bregenzerwald weit verbreitet sind. Der Vater, ein Lehrer der Milchwirtschaft und begeisterter Heimatforscher, starb als Lala sechs Jahre alt war. Lala wuchs mit ihren drei Schwestern beim Großvater auf. So kam sie früh mit Fotografie in Berührung, doch findet sie selbst den Einfluss des Großvaters nicht sehr groß. Er war ihr kein Lehrer im eigentlichen Sinn. Sie sah zwar Bilder von hohem technischem Können und künstlerischem Empfinden, doch sie betrachtete sich als Autodidaktin: "...meine eigenen technischen Kenntnisse habe ich mir fast alle selbst angeeignet, - und im Künstlerischen, im Sehen ist man immer Selfmademan. Niemandem fällt es in den Schoß, man muß es selbst erarbeiten, erkämpfen, um es zu erringen."

 

Nach vier Jahren Volksschule und sechs Jahren Höhere Töchterschule in Immenstadt erlernte Lala Aufsberg zunächst den Beruf der Fotohändlerin in Oberstdorf. Schon als Kind und als Jugendliche fotografierte sie viel, ihr erstes Aufnahmebüchlen, in dem sie genaue Angaben über Motive und Kamera macht, datiert vor 1922. Zur beruflichen Weiterentwicklung ging sie 1927 als Fotohändlerin nach Nürnberg. In diesen Jahren entwickelte die junge Amateurfotografin ein herausragendes lichtbildnerisches Können.

 

Bei verschiedenen Fotobewerben errang sie immer wieder Preise. Ungewöhnlich war auch der Eintritt der jungen Frau in den renommierten Nürnberger Fotoclub "Verein von Freunden der Photographie zu Nürnberg", dessen vorwiegend männliche Mitglieder den oberen Bildungsschichten angehörten. Doch erst im Alter von 31 Jahren machte sie ihre Leidenschaft zum Beruf mit Meisterbrief. Sie absolvierte 1938 die "Staatsschule für Handwerk und angewandte Kunst", Abteilung Lichtbildnerei, in Weimar. Bereits im selben Jahr eröffnete sie dann in Sonthofen ein eigenes Fotoatelier. Dies war der Beginn einer international erfolgreichen Berufslaufbahn als Fotografin.

 

Ihr eigentliches Lebenswerk ist die kunsthistorisch-dokumentarische Fotografie. Noch heute nennen rund 500 Werke bekannter Autoren und Autorinnen deutscher und internationaler Verlage Lala Aufsberg als Bildautorin. Auf zahlreichen Reisen durch Europa, Ägypten, Indien, Kambodscha und Thailand fand die Fotografin Lala Aufsberg ihre Motive. Ihre Allgäuer Heimat durchstreifte sie weiterhin unermüdlich mit Fahrrad, Stativ und verschiedenen Kameras im Gepäck. Nachts arbeitete sie die Fotografien in der Dunkelkammer aus. In ihren Aufnahmen spiegeln sich außerordentliches Talent und hohe Perfektion wider.

 

Sie war durchdrungen von dem Gedanken die "Schönheit der Welt" einzufangen, "das auszudrücken, das hinter dem Bilde steht, die Seele festzuhalten . und die Welt, die lichtdurchflutete und umnachtete, in Glanz festzuhalten für die trüben Zeiten."


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