Königin Luise: Ein Leben für Familie und Preußen - 200. Todestag am 19. Juli 2010

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Bis heute die beliebteste deutsche Königin: Louise von Preußen.
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Auch eine Luise und eine berühmte noch dazu: Luise Pusch hat das weltweit umfassendste Frauenbiographie Portal FemBio auf die Beine gestellt.

Ein Porträt von Königin Luise von Preußen, verfasst von Luise F. Pusch, findet sich auf dem Portal www.fembio.org. FemBio (Hannover/Boston) von Professorin Luise F. Pusch ist das weltweit umfassendste Frauenbiographie-Portal und steht für den größten Schatz an verfügbaren Frauenbiographien – mit den Schwerpunkten Europa und Amerika.

Luise Auguste Wilhelmine Amalie, Herzogin zu Mecklenburg-Strelitz, Königin von Preußen – die bis heute beliebteste deutsche Königin. Sie war der anmutige und charmante Gegenpol zu ihrem Gatten, dem preußischen König Friedrich Wilhelm III. Obwohl keine „Herrscherin“, prägte sie doch ihre Zeit entscheidend.

 

Pressedienst

15:07:2010

 

 1776 erblickte sie das Licht der Welt und verbrachte ihre ersten zehn Lebensjahre in Hannover. Ihr Vater, Prinz Karl von Mecklenburg-Strelitz, war von seinem Schwager, dem englischen König Georg III. (auch Kurfürst von Hannover) zum Gouverneur von Hannover ernannt worden. Als Luise sechs Jahre alt war, starb ihre Mutter, Friederike von Hessen-Darmstadt. Sie hatte mit nicht einmal 30 Jahren schon zehn Kinder geboren Der Vater heiratete eine Schwester seiner Frau, die aber schon nach der Geburt ihres ersten Kindes starb. Karl brachte seine überlebenden Kinder bei ihrer Großmutter in Darmstadt unter.


Für die heranwachsende Luise sollten Schönheit und Liebreiz, nicht Bildung, als wichtigste Faktoren zu einer frühen Ehe führen. Doch sie erhielt auch Unterricht in Französisch, Englisch, Geschichte und Deutsch sowie in Zeichnen, Malen und Klavierspiel. Ihre Hauptaufgabe nach der Heirat war das Gebären von – möglichst männlichem – Nachwuchs zur Sicherung der Dynastie. Viele Prinzessinnen starben damals in jungen Jahren im Kindbett oder an Erschöpfung nach zu vielen Geburten und Fehlgeburten. Von 1793 an, Luise heiratete mit siebzehn Jahren, bis zu ihrem Tod 1810 war sie fast ununterbrochen schwanger. In knapp 17 Ehejahren brachte sie zehn Kinder zur Welt, sieben von ihnen erreichten das Erwachsenenalter. Einige gelangten in höchste Positionen.

Erst in späteren Jahren ging sie daran, ihre Bildungslücken zu schließen. Sie ließ sich über Geschichte und Philosophie informieren und bat Freundinnen wie Marie von Kleist und Caroline von Berg, sie bei der Auswahl ihrer Lektüre zu unterstützen. Frau von Berg, ihre Hofdame, Mentorin und Vertraute, führte einen literarischen Salon und korrespondierte mit Berühmtheiten wie Goethe, Herder, Jean-Paul und dem Freiherrn von Stein.


Luise war tief gläubig, woraus sie Kraft für sich und die Menschen ihrer Umgebung schöpfte, und sie verfügte über eine Festigkeit und Talente, die Geschichte schreiben sollten. Ihre wahre Bedeutung erkannten zunächst nur wenige, auch wenn sie später eine geradezu kultische Verehrung erfuhr. Luise traf Kaiser Napoleon - ein allerletzter, verzweifelter Versuch, den siegreichen Feldherrn zu milderen Friedens-Konditionen für Preußen zu bewegen.

Oberflächlich betrachtet hatte das berühmte Treffen zu Tilsit im Sommer 1807 keinen Erfolg. Napoleon hatte aber Beratern die Absicht anvertraut, den Preußischen Staat aufzulösen bzw. einen seiner Verwandten auf den Thron eines bedeutungslosen Rest-Preußens zu setzen. Dies wurde offenbar durch Luises Einschreiten verhindert. Sie hat den Preußischen Staat gerettet – und nicht der russische Zar, wie bis heute behauptet wird.


Weder hatte sie mit Napoleon eine weitergehende Beziehung und hat sich auf diese Weise für Preußen geopfert, noch hatte sie Liebesverhältnisse mit Prinz Louis Ferdinand von Preußen und dem Russischen Zaren Alexander I, wie ihr verschiedentlich unterstellt wurde. Wenn sie zwei ihrer Kinder nach diesen beiden Männern benannt hatte, so allein aus Bewunderung und Achtung. Eine schwärmerische Innigkeit damaligen Erlebens und die von tiefer Seelenbewegung erfüllte Sprache ihrer Zeit sollte in unserer heutigen Bewertung Anlass zu Vorsicht in der Interpretation geben.

Die Königin von Preußen zeichnete tatsächlich eine hingebungsvolle Treue zu ihrem Ehemann aus. Ihre Einstellung zur Familie – in guten wie in schlechten Zeiten – war Vorbild für das entstehende Bürgertum.


Ihren Ehemann beriet sie in Fragen von Krieg und Frieden. Sie entschied dabei immer in Hinwendung zu ihrem Volk, gerade auch zu den einfachen Menschen. Die Kriegführung gegen Napoleon war zunächst nicht erfolgreich. Die furchtbare Niederlage Preußens brachte jedoch überraschend in der Folge eine Sammlung aller Kräfte hervor, einen gewaltigen Aufschwung für die späteren Befreiungskriege und die Niederlage Napoleons.


Das Königspaar musste allerdings vorher fliehen und blieb bis Ende 1809 im Exil in Ostpreußen. Luises letzte Lebenszeit war von Krankheit, Schwermut und Traurigkeit gekennzeichnet – ganz im Gegensatz zu ihrer Jugendzeit, als die Frau Rat Catharina Elisabeth Goethe, die Mutter des Dichters, noch schrieb: „Das Zusammentreffen mit der Prinzessin von Mecklenburg hat mich außerordentlich gefreut … von einer steifen Hofetikette waren sie da in voller Freyheit – tantzend – sangen und sprangen den gantzen Tag .. .“ Den Untergang Napoleons und die glanzvolle »Wiedergeburt« Preußens erlebte Königin Luise nicht mehr.


Schloss Charlottenburg mit Schlosspark und Mausoleum ist Luises letzte Ruhestätte, ebenso wie die ihres Gatten Friedrich Wilhelm III., ihres Sohns Kaiser Wilhelm I. und dessen Frau. Auf dem Überwurf des Kissens um ihren Kopf herum befindet sich ein Sternenkranz mit 12 Sternen, Symbol der „Sternenkrone“ – Inspiration für die Gestaltung der heutigen Europa-Flagge.


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