Mäzeninnen Denken-Handeln-Bewegen

14:11:2014

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Dr. Dr. Elisa Bortoluzzi Dubach
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Elisa Bortoluzzi Dubach und Hansrudolf Frey: Mäzeninnen. Denken, Handeln, Bewegen

248 Seiten. 21 Fotos. Gebunden ca. sFr. 48.-

Haupt Verlag Bern

ISBN  978-3-258-07845-8

Dieser Tage ist im traditionsreichen Berner Verlag Haupt ein Buch erschienen, das erstmals die mäzenatische Arbeit und die von  Mäzenen geförderte "Kultur-Landschaft" in einem bisher kaum beachteten Kontext zeigt, nämlich ausschliesslich aus weiblicher Sicht: Mäzeninnen. Denken. Handeln. Bewegen. Was Elisa Bortoluzzi Dubach und Hansrudolf Frey, die bereits vor vielen Jahren zusammen den Dauerseller Sponsoring. Der Leitfaden für die Praxis (mittlerweile schon in 5. Auflage) geschrieben haben, könnte z.B. die Sicht auf die Kultur- und Sozialförderung nachhaltig verändern. ostschweizerinnen.ch hat Autorin Elisa Bortoluzzi interviewt.

 

Erika Bigler

 

Elisa Bortoluzzi Dubach, wie sind Sie im Laufe Ihrer Arbeitsbiografie auf die Fachgebiete Sponsoring und Philanthropie gestossen?

Zum einen ist der Auslöser ganz sicher in der persönlichen Biografie zu suchen. Ich bin in einer Familie aufgewachsen, die sich in der Kunst und im Sozialen sehr engagiert hat, zumal wir auch Künstler im Familienkreis hatten. Zum anderen waren es die Kontakte mit vielen Kollegen und Initianten von wundervollen Projekten, die nicht umgesetzt werden konnten, weil die Initianten Mühe hatten, Fördergelder zu generieren. Dies hat mich dazu bewogen, aus einer Leidenschaft einen Beruf zu machen.


Sie haben in Ihrem beruflichen Umfeld Kontakt mit Mäzeninnen, also mit vermögenden Frauen. Wie sind diese Frauen zu ihrer mäzenatischen Rolle gekommen?

Vermögen und Philanthropie sind zwei Begriffe, die nicht notgedrungen zusammengehören. Viele der Philanthropinnen, die ich in meinem beruflichen Umfeld kennen gelernt habe, wissen aus eigener Erfahrung, was finanzielle Not ist. Wir haben es zum Teil immer noch mit Persönlichkeiten zu tun, die als Kinder die Schrecken des Zweiten Weltkrieges am eigenen Leibe erlebt haben und die nicht nur wissen, was Hunger, Flucht und Vertreibung bedeuten, sondern die den Segen finanzieller Unterstützung in unverschuldeten Notlagen nie vergessen haben.

Oft war in der Biografie eine andere Frau eigentliche Muse: viele der von mir interviewten Mäzeninnen wurden von ihrer Grossmutter inspiriert. Die Berufe sind die unterschiedlichsten: Richterinnen, Unternehmerinnen, Autorinnen, Finanzfachfrauen, „Familienmanagerinnen“. Das Geld haben sie sich erarbeitet oder über Heirat oder Erbschaft angeeignet, aber das Vermögen alleine reicht nicht: alle diese Frauen wollen etwas bewegen und engagieren sich mit Elan, Phantasie und Kompetenz, um Missstände zu verändern und Not zu lindern.


In welchen Bereichen der Zivilgesellschaft setzen Mäzeninnen vorzugsweise ihr Geld ein?

Frauen haben – nicht zuletzt bedingt durch die gesellschaftlichen Entwicklung und den individuellen Werdegang, häufig einen ganz spezifischen Zugang zur Philanthropie und entsprechenden Engagements. Sehr oft kommen dabei Initiativen im sozialen, kulturellen oder gar sportlichen Bereich zum Zuge, die solche Frauen schon früher unterstützt haben – vielleicht durch persönliches Engagement in sozialen oder gesellschaftlich relevanten Bereichen oder die Überzeugung, in einem bestimmten Gebiet über besondere Möglichkeiten zu verfügen. Immer häufiger werden sehr konkrete Anliegen fokussiert angegangen, mit grossem persönlichem Engagement geführt und letztlich finanziell abgesichert.  


Viele Frauenorganisationen haben zu wenig finanzielle Ressourcen, um professionell und wirksamer arbeiten zu können. Wie können die Nehmerinnen eine Brücke schlagen zu Mäzeninnen? Was ist zu tun?

Der erste Schritt ist die systematische Informationsbeschaffung. Je besser und gründlicher man die Anliegen und Ziele einer Mäzenin oder eines Mäzens kennt, umso einfacher ist es, einen Antrag zu formulieren, der Erfolgschancen hat. Es geht also auch darum, die speziellen Wünsche zur formellen und inhaltlichen  Formulierung der Anfrage zu berücksichtigen. Wichtig ist zudem auch die Vollständigkeit und Exaktheit der Informationen zum eigenen Projekt (Zahlenmaterial inklusive) und eine Sprache, die kurz, knapp und verständlich die Botschaft auf den Punkt bringt.

Und schliesslich dürfen auch die Motivation für das eigene Projekt, Beharrlichkeit und die Fähigkeit, Vertrauen aufzubauen und zu pflegen, nicht fehlen. Dies erfordert Zeit, Engagement und Begeisterung für die Sache.


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