Von Katzen und anderen Menschen

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Erfolgreich auf der Jagd, schön und: gemalt. Bild: Bildungsstätte Sommeri.
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Auch eine Katze - in göttlichen Diensten.

"Wahrscheinlich bekommt der Kater dasselbe Essen vorgesetzt wie sein Herrchen isst und leidet unter denselben 'menschlichen' Krankheiten. "

 

Marcella Bergamin.

In einer Schreibwerkstatt fasste ich einmal die Hausaufgabe, Leute zu beobachten und zu beschreiben. Bei meinem täglichen Marsch in Mallorca am Strand entlang fing ich an zu beobachten. Nun, ein schöner Anblick sind diese übergewichtigen Menschen wie sie so Seite an Seite liegen, wirklich nicht. Die einen bereits verbrannt von der Sonne, die anderen noch bleich, weil eben erst angekommen. Ich setzte mich auf ein Mäuerchen und fing an, die wilden Katzen zu studieren.

 

Marcella Bergamin

05:04:2012

 

Was müssen diese armen ausgemergelten Viecher jeden Tag um ihr Überleben kämpfen. Als erstes fällt mir auf, dass diese Katzen ständig auf der Lauer sind. In einer devoten Haltung, den Blick gesenkt, die Lippen zusammengepresst, drücken sie sich angespannt und mit eingezogenem Schwanz einem Hindernis – Mauer oder Busch - entlang, so wie wenn wenigstens von einer Seite keine Gefahr drohen könnte.

 

Auf der Mauer, auf der Lauer....

 

Den Kopf gerade so gedreht, damit sie erfassen können was sowohl vor wie auch hinter ihnen passieren könnte. Sei’s ein menschlicher Fusstritt, ein abgewetzter Reisigbesen, eine leere Getränkedose oder gar ein räudiger Kater, der sie begatten will. Beim kleinsten Geräusch schrecken sie auf. Erbarmt sich mal jemand ihrer und stellt ihnen einen Fressnapf hin, kommt als erste die Stärkste dran, die anderen stehen, resp. liegen hintereinander geduckt auf allen Vieren mit eigezogenem Schwanz am Boden, wartend bis sie an der Reihe sind.

 

Auch hier wieder mit misstrauischen Blicken umherschweifend, ob nicht wieder jemand ihnen böse will. Hier habe ich noch nie Katzenbabies unbeschwert und tapsig herumtollen sehen wie bei den Hauskatzen. Auch habe ich sie noch nie Schnurren gehört. Das Miauen tönt für mich eher wie klägliches Jammergeschrei. Wahrlich ein trauriges, armseliges Katzenleben.

 

Der Kater, das Alphatier

 

Nach meinem Marsch ruhe ich mich auf meinem Lieblingsplatz auf der Terrasse aus und lasse den Blick in die Ferne schweifen. Fast täglich zur gleichen Zeit stolziert der Kater des Nachbargrundstückes auf unserer Terrasse vorbei. Mit wiegenden Hüften, hocherhobenem Schwanz, dessen Spitze leicht gekrümmt ist. 

 

Ich nenne ihn Frechdachs, weil er einerseits wie ein Dachs gezeichnet ist und andererseits er mich geradewegs mit durchdringenden Augen anstarrt, so wie wenn ich der Eindringling wäre. Mausen habe ich ihn noch nie gesehen. Hat er wahrscheinlich auch nicht nötig, so wohlgenährt wie er aussieht.

 

Gehe ich auf ihn zu, rennt er weder weg noch ändert er seinen Blick. Er bleibt einfach aufgeplustert stehen und will mir seinen Willen aufzwingen. Er hat’s schon gar nicht nötig zu schnurren und sich in meine Niederungen herabzulassen. Irgendwann ist er aber unseres Machtkampfes überdrüssig, streckt seinen Hals und läuft wie eine beleidigte Diva von dannen, bis zur Treppe.

Da hinkt er leicht hinunter – genau wie sein Besitzer hinkt. Wahrscheinlich bekommt der Kater dasselbe Essen vorgesetzt wie sein Herrchen isst und leidet unter denselben „menschlichen“ Krankheiten.

 

Während des Tages legt er sich manches Mal auf die aufgewärmten Fliesen, geniesst, räkelt und streckt sich in der Sonne. Tja, er hat den Platz an der Sonne in diesem Leben.

Wie diese sonnenhungrigen übergewichtigen Touristen. Was wäre, wenn sie nur ein Häppchen ihres Essens den wilden Katzen abgäben, dann könnten diese sich vielleicht auch einmal entspannt in der Sonne räkeln. Obwohl Katzen keine Mülleimer für die Mahlzeiten der Menschen sein sollten!


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