04:06:2014
Gemeint ist die Einladung der „medica mondiale“, die kürzlich durch die Blätter ging und zu einer Informations-veranstaltung in wohlvorbereitetem, edlem Rahmen bat. Die Gäste sollten am Beispiel Kosovo und Herzegovina über die Hilfstätigkeiten von Ärztinnen, Psychologinnen, Juristinnen, Sozialarbeiterinnen, Oekonominnen u.a. an den Opfern von sexueller Kriegsgewalt aufgeklärt werden.
Barbla Jäger, St. Gallen
Vier Veranstalterinnen waren anwesend, und genau vier Gäste folgten der Einladung. Wohlwollend könnte man behaupten: eine gleichgewichtige Veranstaltung. Aber es war mehr: eine grosse verpasste Chance.
Es geht hier nicht um Publikumsschelte. Dass so wenige vor Ort waren, hat seine Gründe. Wir leben in einem Staat, der keine kriegerische Auseinandersetzung und daher auch keine kriegerische Gewalt kennt. Der Balkan ist nur ein Randgebiet unseres frauenpolitischen Interesses. Im Moment sind alle auf Uganda und vielleicht noch Syrien konzentriert. Es mag auch viele geben, die sich dieser Gräueltaten nicht einmal gedanklich zuwenden mögen. Besser, man spaltet ab, was man nicht verdauen kann. Soweit lassen sich die leer gebliebenen Sitze legitimieren.
Eine
andere Sichtweise des Publikumboykottes ist spannender: die verpasste Chance
mitzuerleben, was und wie Frauensolidarität sich erfüllen kann, selbst im
tiefsten Elend. Es begann mit einer Frau aus unserer nächsten Nähe, mit
Monika Hauser, in Thal geboren, an einem st.gallischen Gymnasium für ihr
Studium vorbereitet, zur Gynäkologin ausgebildet, vor Jahren in Afghanistan tätig,
um sich dann in Folge auf die Hilfe für Opfer kriegerischer Sexualgewalt zu
spezialisieren. „Überlebende“ werden diese Frauen genannt, weil nur ein
Bruchteil von ihnen diese Höllen kurz oder langfristig überlebt.Aber
sie überleben, behütet und umsorgt von Frauen aus ihrem Umfeld und der Ärztinnenorganisation
medica mondiale. Sie finden zum Teil zu neuem Leben, vor allem aber Schutz. Wer
heute Frauensolidarität schmerzlich vermisst, wer vor dem weltweiten
grauenvollen Kriegsschicksal dieser Frauen innerlich in die Knie geht, kann am
Beispiel dieser Organisation innerlich gesunden: Vor Ort entwickeln sich
Hilfsstrategien, sinnvoll, spontan und zielgerichtet. Sie arbeiten geräuschlos
und ohne Lobaspirationen. Nicht nur die Betroffenen fassen Mut. Auch wir Bürgerinnen
des reichsten Landes der Welt, seit Jahrhunderten vom Krieg verschont, von ohnmächtiger
Wut gepackt, wenn wir medial-global mit diesen Frauenschicksalen empathisieren,
sehen Aus-Wege: Solidarität schafft neues Leben und vielleicht eine neue
Bewegung, sowie Green Peace zur grünen Politik verhalf oder die
Antiatombewegung zum Atomausstieg. Etwa: Women for womendefence in warregions.