Woher kommt der Monat April?

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Blütenlust für alle Sinne.
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Öffne Dich dem Licht!

Mehr zum Zeichen Stier ist zu lesen im OCH-Artikel April 2009 von Patricia Ertl (unter Rubrik Wohlbefinden nach unten scrollen)

Lange hat der Winter uns auf die Probe gestellt, aber nun endlich ist der Frühling ins Land gezogen, mit Licht, Wärme und Freude auf das Kommende! In Natur und Garten spriessen die ersten Blumen, das Leben erwacht und eine Blüte nach der andern öffnet sich zu ihrer Zeit. Und Schnee am 1. April müssen wir bekanntermassen nicht allzu ernst nehmen.

 

Patricia Ertl

31:03:2010

 

Zeit für Venus

Im römischen Kalenderjahr war der Monat April der Göttin Venus heilig. Am 1. April wurden die Veneralia gefeiert, das Fest der Venus. Speziell verehrt wurde die „Venus Verticordia“, die Veränderin der Herzen. Es war ein Tag, an welchem die Frauen göttliche Hilfe für ihr Liebesleben erbaten. Astrologisch gesehen umfasst der Monat April ja die Tierkreiszeichen Widder und Stier, also die beiden Zeichen von Mars und Venus. Wettermässig ist Mars eher für's Stürmische zuständig und Venus für das Gemässigte. Was vielleicht auch die Kapriolen der Witterung erklärt in diesem Monat, es sind doch energetische Gegensätze, die da zusammenkommen. Aber die Kraft der Venus wird unaufhaltsam fortschreiten, so dass uns gelegentlicher Aprilschnee, der uns jetzt noch heimsucht, nichts mehr wirklich anhaben kann, wenn wir ihm heiter entgegenlachen.

 

Zeit für Öffnung

Die römische Venus entspricht der griechischen Aphrodite. Womöglich leitet sich das Wort April von ihrem Namen her. Denkbar ist auch eine Herleitung vom lateinischen Wort aperire = öffnen, sichtbar machen, denn der April ist der Monat der sich öffnenden Knospen und Blüten. In der Astrologie ist Venus/Aphrodite die Herrin der beiden Zeichen Stier (20. April bis 20. Mai = Frühling) und Waage (23. September bis 23. Oktober = Herbst). Analog dazu ist der Planet Venus als Morgen- und Abendstern bekannt (in Rom war übrigens einer ihrer Namen als Morgenstern „Luzifer“ = Lichtbringer).

So verkörperte auch die Göttin ursprünglich beide Seiten des Ganzen in sich: gebären und sterben, die Beziehung sowohl zur unsichtbaren dunklen Nachtwelt wie zur sichtbaren Welt des hellen Tages: sie war die ganzheitliche Göttin von Leben und Tod. Sie ist das kosmische Prinzip, welches Verbindung herstellt zwischen den Polaritäten.

Sie ist die Kraft, die Beziehung schafft und damit Frieden stiftet. Ihre Reduktion auf bloss äusserlich-sexuelle Anziehungskraft entspringt der bedauerlich-oberflächlichen Sichtweise eines eindimensional-beschränkten patriarchalen Bewusstseins.

Der hellste Stern

Venus ist der hellste Stern am Himmel. Ihre Schönheit und ihr Glanz wurden seit Urzeiten von den Menschen verehrt. Die Macht der Schönheit wirkt attraktiv und zieht die Menschen an. Natürlicherweise gilt das auch für die weibliche Erotik. Doch wer Venus nur äusserlich sieht, hat ihr Wesen nicht verstanden.

Im Patriarchat wurde die Grosse Göttin reduziert auf die simple Personifizierung weiblich-verführerischer Körperlichkeit und sexueller Lust, so quasi auf eine Edelhure, welche Männer ins sinnliche Paradies lockt (was je nach vorherrschender Religion idealisiert oder dämonisiert wurde). Ich nenne das den Ausdruck eines degenerierten Trümmer-Bewusstseins, welches keine Ahnung mehr hat vom umfassenden Verständnis der Liebe und Lebenskraft der Göttin. Gerade bei der Venus als Regentin des astrologischen Stier-Zeichens geht es doch um die tiefe freudige Liebe zur Erde, um Gaia in der Vielgestalt ihrer Formen.

Zeichen des Lebens

Das Venus-Symbol aus Kreis und Kreuz zeigt das ALL-umfassende Runde und das zentrierende Prinzip, das Orientierung gibt und wie die Gravitationskraft im Kosmos alle Wesen ihre individuelle Bahn finden lässt in Harmonie mit dem Kräfteganzen. In Ägypten war es das Anch-Zeichen, das Lebensprinzip der Grossen Göttin.

Sie ist die Liebeskraft, welche die Welt im Innersten zusammenhält, und nach welcher nicht nur Goethes Faust, sondern alle Helden und Heiligen Könige der Mythologien aller Völker auf der Suche waren. Die Männer moderner Zeiten projizieren bzw. delegieren die Kunst der Beziehung noch allzuoft auf die Frauen.

Sie erkennen leider nicht, dass die Magie dieser magnetischen Anziehungskraft letztlich für beide Geschlechter aus der göttlichen Quelle stammt. Sie ist es, welche uns nach Erfüllung, Voll-kommenheit und dem Gleichgewicht aller Kräfte streben lässt. Wo etwas fehlt, will sie es ergänzen.

 

Dieses Prinzip lässt sich auf alle Ebenen unseres Seins beziehen, im Grossen wie im Kleinen, sowohl auf unsere eigene Seele wie auch auf die ökologischen Gleichgewichtssysteme in der Natur und in menschlichen Gesellschaften und Partnerbeziehungen.

Es ist ein kosmisches Gesetz, welches verlangt, dass verdrängte oder verlorene Teile gespiegelt und zurückgeholt werden. Bis alles ganz und rund ist. Der ganze Kosmos ist durchdrungen von diesem göttlichen Prinzip, von den kreisenden Atomen bis zu unserem Planetensystem und allen Galaxien.

Zeit für Göttinnen

Aphrodite wurde als Göttin in vielen Gestalten verehrt: In Sumer hiess sie Inanna, in Babylon Ishtar-Astarte, in Persien Anahita, in Ägypten Isis, in den nordischen Ländern Freya (nach ihr wurde der Freitag benannt, lateinisch = „dies veneris“, der Tag der Venus; früher ein beliebter Heiratstag). In unserem mythologischen Umkreis ist vor allem das Liebespaar Aphrodite und Ares (Venus und Mars) bekannt.

Durch ihre Vereinigung förderten sie das Leben und das Wachstum des Landes und liessen alles spriessen und gedeihen! Doch jedesmal, wenn Aphrodite mit ihrem Liebhaber eine Nacht verbracht hatte, erneuerte sie durch ein Bad im Meer regelmässig ihre Jungfräulichkeit!

Zu ihren heiligen Tieren gehörten Fische und Delphine, Hasen, sowie Tauben, Schwäne und Gänse. Ihre Symbole waren Blumen (Kränze), insbesondere Rosen (siehe Rosenkranz) und Lilien, Äpfel, Palmen, Muscheln und Spiegel (der Spiegel der Beziehung!).

Aphrodite hiess auch Mari, die Meermutter; und als Abendstern wurde sie „Stella Maris“ = „Stern des Meeres“ genannt (vgl. Maria mit der Sternenkrone). Weil die christliche Kirche sie nicht vernichten konnte, hat sie ihre Symbole entweder vereinnahmt (z.B. die Taube, eines ihrer heiligen Tiere) oder einfach auf den Kopf gestellt: so wurde das verdrehte Venus-Symbol zum Zeichen der Kirche, noch heute sichtbar auf zahllosen Kirchtürmen!


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