Mars retour in drei Jahren

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Die Ostschweizer Astrophysikerin auf Mars-Expedition in der Wüste von Utah.
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Barbara Burtschers Leben hört sich wie ein Märchen an. Trotzdem bleibt die Astrophysikerin auf dem Boden der Realität.

Möchten Sie Barbara Burtscher begegnen? Die Co-Präsidentin des Schweizer Astronomietag Vereines organisiert mit Astrophysics.ch am 11. September den Astronomie Tag. Ziel davon ist, die Astronomie der breiten Öffentlichkeit auf eine bisher unbekannte Weise zu zeigen.

Hochkarätige Vorträge und Burtschers Live-Beobachtungs-Show sind nur zwei der Höhepunkte. Der Schweizer Astronomietag Verein verleiht auch im Rahmen des Astronomie Tages den Swiss Astronomy Award für grossartige Verdienste.

Erfahren Sie mehr unter www.astronomietag.ch. Unter dem Link www.barbara
burtscher.com
finden Sie mehr Informationen über die Ostschweizer Astronautin.

Es ist nicht der Traum einer jeden jungen Frau, den Barbara Burtscher träumt: einmal auf den Mond oder gar auf den Mars zu fliegen. Die junge Astrophysikerin aus der Ostschweiz könnte ihren Traum aber bald wahr machen, gilt sie doch als heisse Anwärterin für eine Reise ins All.

 

Cornelia Forrer

21:02:2010

 

Es ist noch nicht so lange her, seit Barbara Burtscher im Testcamp der NASA als einzige Schweizerin erste Trockenübungen für eine künftige Mars-Mission absolvierte. Die Toggenburgerin will nämlich zum Mond. Im Simulator hat sie schon Space-Shuttle-Flüge simuliert und auch Reisen zum Mars. Und sie ist daran, das Segelflugbrevet zu machen. Das Gefühl zu fliegen, bezeichnet die Ostschweizerin als einmalig und die Freiheit dabei als beinahe grenzenlos. Schon Burtschers  Vater war Privatpilot, weshalb zahlreiche Flugzeugbücher im Regal gestanden hätten, die sie schon als Kind durchgelesen habe, erzählt Barbara Burtscher.


Mission All kann kommen

Als einziges Mädchen neben drei älteren Brüdern waren ihre Interessen schon immer anders als jene der gleichaltrigen Girls. „Ich hing an den Lippen meiner Brüder, wenn sie von technischen Dingen erzählten“, sagt sie, die schon früh damit begann, alle möglichen Flugzeugmodelle selber zu bauen. Heute ist die Ostschweizerin 24 Jahre alt, arbeitet als Physiklehrerin an der Kantonsschule Wattwil und ist Mitinhaberin zweier Firmen, zusammen mit ihrem Lebenspartner. Burtscher ist auch Präsidentin des Schweizer Astronomietag Vereins, Fachexpertin für Astronomie im Schauspielhaus Zürich und wirkt als Instruktorin des NASA Education Centers in Huntsville Alabama mit.

Die aktive Forscherin ist zurzeit in aller Munde. Sie spricht aber gar nicht so gern über ihre Erfolge. So richtig ins Feuer kommt die junge Frau nur, wenn sie von ihrem Hobby erzählt,  das sie zum Beruf gemacht hat. Vom 27. November bis zum 11. Dezember 2009 absolvierte sie ein Training in der Marsstation der Wüste Utahs, zusammen mit fünf weiteren Wissenschaftlern. Dabei teilte sie 24 Quadratmeter Platz, ging bei minus 20 Grad aufs WC, unternahm abenteuerliche Aussenexpeditionen mit einem Vierrad-Motorrad bei Minustemperaturen um die 40 Grad – und alles in Raumanzug und Helm. Das Tragen des Anzuges war Vorschrift. „Auf dem Mars würden uns die Augen aus dem Kopf gesogen“, zeigte sie am Schokokuss anschaulich auf.


Schwerelos und frei fliegen

Das Abnehmen der Helme war nicht erlaubt, denn die Simulations-Astronaut/-innen mussten sich an die Bedingungen auf dem Roten Planeten halten – mit Ausnahme der Schwerkraft.  Die Station war eine von vier Posten in der Wüste, auf denen unter anderen die amerikanische Weltraumbehörde NASA erprobte, wie sich Leben, Forschen und Arbeiten auf dem Mars anfühlen soll. Für das Training sei sie angefragt worden und habe sich nicht darum beworben. So erzählte die Astronautin anlässlich eines Informationsabends in der Kantonsschule Wattwil.


Ziel ist eigentlich der Mond, denn die dreijährige Reise zum Mars wäre ihr eher zu lang, sagt die Astrophysikerin, die im Begriff ist, die amerikanische Staatsbürgerschaft anzustreben, um bei den NASA-Astronauten mitzutrainieren. „Doch ich würde es trotzdem machen“, schwärmt sie dann wieder, nachdem sie vom NASA-Trainingsprogramm erzählt hat, in dem sie noch in diesem Jahr 15 mal 30 Sekunden Schwerelosigkeit erleben wird. In zehn Jahren ist die junge Frau im besten Astronautenalter und könnte die einjährige Reise zum Mars, den einjährigen Aufenthalt und die nochmals ein Jahr dauernde Rückreise in Angriff nehmen.


Mit Ehren ausgezeichnet

Klar würden ihr Familie und Freunde fehlen, doch ist sich Burtscher auch bewusst, welche Chancen sich ihr eröffnen würden und welche Herausforderungen sie meistern könnte. Doch wie ist die NASA auf Barbara Burtscher gestossen? Eine Schülerin, die das Hobby ihrer Lehrerin mit ebensolcher Begeisterung teilt, wurde von ihr ermuntert, an einem Wettbewerb des Staatssekretariates für Bildung und Forschung teilzunehmen.


Das Mädchen gewann und durfte während einer Woche in Begleitung ihrer Physiklehrerin ein Astronauten-Training bei der NASA absolvieren. Während die Schülerin sich im „Space Camp“ mit anderen Gewinnern aus aller Welt traf, durchlief Barbara Burtscher mit den Lehrpersonen ein spezielles Training. Dafür verlieh ihr die NASA die seltene Ehrenmedaille „Right Stuff“ mit der Bemerkung, dass noch nie ein Weltall-Neuling eine Mission derart perfekt gemeistert habe. Man legte ihr nahe, fliegen zu lernen und sich als Astronautin zu bewerben.


Sie liebe ihren Job als Physiklehrerin und freue sich, junge Menschen für die Physik und Astronomie zu begeistern. Vollzeitastronautin möchte Burtscher deshalb nicht werden. Als Lehrerin mitzufliegen, könnte sie sich jedoch vorstellen. Alles, was sie tut, macht sie aus Überzeugung und weil sie Freude daran hat. Es freut sie denn auch, ihre Hobbies zum Beruf gemacht zu haben. Für ihre 200 Schüler hat sie ein eigenes Lehr-Skript geschrieben, denn sie will, dass die Jugendlichen die Physik verstehen und Freude daran haben. Oft steht sie ihnen auch nach Unterrichtsschluss noch für Erläuterungen, Diskussionen und Unterstützung zur Verfügung.


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