Zwei, die gut zueinander passen: Frauen und Politik.

Bild
Marie-Theres Biasotto, Präsidentin der Frauenzentrale Appenzell Ausserrhoden, Margrit Gmünder, Fachstelle Familien und Gleichstellung, Lucie Waser, Mitglied der Begleitkommission der Fachstelle Familien und Gleichstellung
Bild
Frauen am Diskutieren. Fotos: Silvia Droz.

Weitere Informationen zu den statistischen Angaben sowie zur Weiterbildung im Herbst erhalten Sie demnächst unter www.ar.ch/gleichstellung.

Im Frühjahr 2011 finden in Appenzell Ausserrhoden die Gesamterneuerungswahlen statt. Die Fachstelle Familien und Gleichstellung und die Frauenzentrale nahmen dies zum Anlass, das Projekt „Fit für die Politik“ zu lancieren. Mit dem Projekt sollen Frauen und Männer für ein Engagement zur Erhöhung des Frauenanteils in politischen Gremien gewonnen, die Motivation für die Übernahme eines politischen Amtes gefördert und Frauen für die Politik „fit" gemacht werden. ostschweizerinnen.ch hat Margrit Gmünder von der Fachstelle zum Politcafé am 5. Juni 2010 in Heiden mit vier Fragen um die Bilanz und Ausblicke gefragt.

 

Eva Grundl

16:06:2010

 

1. Frau Gmünder, wie sieht Ihre Bilanz aus für das Politcafé in Heiden?
Trotz des wunderschönen Sommertages nach einer doch eher längeren Regenphase haben sich 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Saal des Hotel Linde in Heiden eingefunden. Wir freuten uns sehr über das grosse Interesse an der Veranstaltung.
Unser Ziel war, den Austausch zu verschiedenen Fragen in bezug auf die Vertretung der Frauen in den öffentlichen und politischen Gremien nicht ausschliesslich mit Frauen zu diskutieren und die Männer auch in die Verantwortung zu nehmen. Teilgenommen haben Frauen und Männer, wobei der Anteil der Frauen grösser war.

Im Mittelpunkt der drei sich anschliessenden Workshoprunden standen Fragen wie: Was beschäftigt uns im Hinblick auf die Wahlen 2011? Was wünschen wir uns in Zukunft für ein politisches Engagement? Was können wird selber tun? In angeregten und engagierten Diskussionen kam ein ganzer Katalog an Beiträgen, Vorschlägen und Ideen zusammen. Ein zentrales Thema war die Vernetzung, sei dies in Form eines „Einwohner/innen-Cafés“, im Wunsch nach einer „Institutionalisierung“ des Politcafés, im persönlichen Gespräch mit amtierenden Behördenmitgliedern oder dem Mentoring Projekt.

Ein weiteres grosses Thema war die Forderung nach einem respektvollen und wertschätzenden Umgang mit Politikerinnen und Politikern. Die politische Arbeit soll positiv und realistisch dargestellt werden. Ein politisches Amt soll durch Bezahlung, Möglichkeiten zur Aus- und Weiterbildung und Unterstützung bei der Kinderbetreuung attraktiver gemacht werden.

Weiter wurde die Idee einer überparteilichen „Kandidatinnenbörse“ neben der Unterstützung durch ein Mentoringsystem, auch für Haus- und Familienarbeiten vorgeschlagen.

Beeindruckt hat mich insbesondere die Effizienz, welche die Methode des Worldcafés bietet. Die Zusammensetzung der Gäste, aktive und erfahrene Politikerinnen und Politiker, Parteiangehörige, Frauen aus Frauengruppen oder -organisationen, ehrenamtlich Tätige und Verwaltungsangestellte ermöglichten einen sehr grossen und breiten Erfahrungsaustausch, da vielfältiges Wissen und unterschiedlichste Hintergründe zusammen kommen.


2. Was kann der Ertrag einer eintägigen Veranstaltung sein zum Thema mehr Frauen in die Politik?
Die Idee mit dem vierstündigen Politcafé war in erster Linie, eine Plattform zu bieten, die dem Erfahrungsaustausch dient, wo aber auch neue Ideen entwickelt werden können sowie das Kennenlernen von Personen, die üblicherweise nicht zu unserem Umfeld gehören und unterschiedliche Akteurinnen und Akteure an einen Tisch zu bringen und über die eigenen Grenzen hinaus zu diskutieren.

Dies ist uns gelungen. Wir sind uns bewusst, dass es nicht bei dieser einmaligen Aktion bleiben darf. Einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben Impulse aufgenommen und sich vorgenommen, in den Gemeinden, in den Parteien oder Frauengruppen die Ideen aus dem Politcafé einzubringen.


3. Sind weitere Aktivitäten der Fachstelle im Hinblick auf die Erneuerungswahlen 2011 geplant?
Ja, im Herbst bieten wir in Zusammenarbeit mit der Frauenzentrale Appenzell Ausserrhoden eine Weiterbildung für Frauen in fünf Modulen an „Fit für öffentliche Arbeit und Politik“. Die Teilnehmerinnen erhalten verschiedene Inputs und Anregungen für die öffentliche Arbeit und Politik, z.B. die eigenen Ressourcen, Fähigkeiten und Kompetenzen (er)kennen, Chancen und Grenzen der politischen Arbeit benennen und einen vertieften Einblick in den politischen Alltag zu gewinnen.
Weiter wird das Mentoring-Projekt, das wir bereits im Vorfeld der letzten Gesamterneuerungswahlen 2006 gestartet haben, neu aufgenommen.


4. Was braucht es aus Ihrer Erfahrung, um noch mehr Frauen in die Politik zu bringen?
Rahmenbedingungen, die es den Frauen besser ermöglichen, ihre Doppelrollen mit einem politischen Engagement zu vereinbaren; Männer, die Haus- und Familienarbeit übernehmen, überparteiliche Vernetzung, wertschätzender und respektvoller Umgang in der Politik; mehr Sach- als Parteipolitik; gegenseitige Förderung und Unterstützung oder Möglichkeiten zum Austausch.
Und wenn wir für eine gerechte Vertretung der Geschlechter nicht mehr 962
Jahre warten wollen, braucht es eine neue Diskussion zu Quoten.


zurück            Diesen Artikel versenden            Mein Kommentar zu diesem Artikel
Verein ostschweizerinnen.ch · c/o Nelly Grubenmann · Tellen | Postfach 30· 9030 Abtwil · kontakt@ostschweizerinnen.ch