Zur Bundesratswahl und zum Initiativrecht

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100 000 Unterschriften müssen für eine Initiative gesammelt werden.
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Immer noch ist die Ostschweiz mit Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf in der Regierung vertreten.

Hallo

Ich heisse Sarah und bin Sechstklässlerin. Ich bin zwar blond, aber nicht blöd. Man nennt mich Hex, was ich mag. Seit einiger Zeit sagt meine Mutter auch, ich sei oft ein "Zornröschen".


Ich interessiere mich für die Politik und wollte diesbezüglich Erfahrungen sammeln. Mein Bruder Benjamin hat mich dabei wie immer begleitet. Erfahren Sie meine Gedanken zu den Bundesratswahlen und zum Unterschriftensammeln in St. Gallen. Ich freue mich über ein Feedback.


Eure Sarah


Unter www.marche-blanche.ch können Sie die Unterschriftenbogen herunterladen und sich über die Initative informieren. Wir sind froh um jede gültige Unterschrift.

Gerade Teenager geworden, interessiere ich mich dennoch für die Politik, die mir meine Mutter wohl mit der Muttermilch eingegeben hat. Es kann nicht sein, dass die Zukunft meiner Generation jetzt vorgeformt wird und wir Jungen einfach wortlos und tatenlos daneben stehen, zuschauen und akzeptieren müssen.

 

Sarah Forrer

23:09:2010

 

Die Bundesratswahlen habe ich während des Schulbetriebes mitverfolgt. Eine Frauenwahl war ja dieses Mal klar. Ich hätte mir gewünscht, dass neben  der neuen Vertretung für Bern, die Ostschweiz mit einer zweiten Frau vertreten wäre. Karin Keller-Sutter ist eine interessante Frau mit Köpfchen und eine Kämpferin, die mit beiden Beinen fest auf dem Boden steht.


Dass sie keine Chance  für eine Wahl haben würde, war schon vor dem Wahltag so gut wie sicher. Nur hofften wir halt bis zuletzt auf ein kleines Wunder. Meine Mutter sagte, als der Name Johann Schneider-Ammans als Mitkandidat genannt wurde, sie hoffe, dass sich die St. Gallerin nicht „versohlen“ lasse und sich nicht unüberlegterweise  als Kandidatin opfern werde. Die Regierungsrätin tat es doch, doch wahrscheinlich eher nicht unüberlegt.


Die Spielereien der Parteien und die Engstirnigkeit einiger Vertreter hat mich beschäftigt, auch wenn meine Mutter mir erklärt hatte, dass dies normal bei so einer Wahl sei.  Es hätte nicht sein dürfen, dass ein nicht zur Sprache stehender Mann in den Schlussgang kommt und eine Frau wie Jacqueline Fehr vorzeitig ausscheidet. Hier sollten die Anstandsregeln eingehalten werden. Mami sagt, dass gewisse Parteivertreter diese  aber  leider nicht kennen würden.


Es kann sein, dass Schneider-Ammann für uns Jugendliche gar kein schlechter Landesvater sein wird. Es kann  ebenfalls sein, dass  die  SP-Vertreterin Simonetta Sommaruga ihre bisherige gute Politik auch im Bundesrat weitertragen wird. Meine Favoritin und die Wahl fast all meiner Schulkameraden wäre halt trotzdem Karin Keller-Sutter gewesen, auch weil ja der FDP-Sitz des Ostschweizer Bundesrates neu besetzt werden musste. Es hätte alles so gut gepasst.


Als junger Mensch mitgestalten

„Was können wir Jungen jetzt schon tun und wie unsere Zukunft gestalten?“ So habe ich mich gefragt und beschloss es auszuprobieren, wie es ankommt, wenn ich mit meinem Bruder für eine gute Sache auf die Strasse gehe. Beim Multertor in St. Gallen haben wir darum für die Organisation Marche Blanche Unterschriften für die neue Initiative „Vorbestrafte Pädophile sollen nicht mehr mit Kindern arbeiten“ gesammelt.


Es war ungewohnt, Leute anzuhalten und sie ins Gespräch zu verwickeln, die eigentlich alle in Eile waren. Mit der Zeit entwickelten wir aber unsere Strategie. Ich zumindest nahm mir beim Beobachten schon vor, wen ich ansprechen will, stellte mich dann in den Weg, legte mit Sprechen los und ging langsam mit. Beinahe alle hielten darum an, hörten mir zu und unterschrieben dann auch.


„Seid ihr Beiden nicht noch etwas jung“, fragte uns ein Mann, doch ich erklärte ihm, dass wir die Erwachsenen von später seien und diese Initiative das Leben unserer Kinder betreffen werde. Im Durchschnitt sammelten wir alle drei Minuten eine Unterschrift, die auf den gedruckten Unterschriftenbogen, nach Gemeinden getrennt aufgelistet wurden, um sie von der jeweiligen Gemeinde bestätigen zu lassen.


Rund 350 Unterschriften von stimmberechtigten Schweizer Bürgerinnen und Bürgern sammelten wir übrigens gesamthaft. Ein Problem war vielleicht der Ort beim Multertor, der recht ungünstig lag, da die Leute, die dort vorbei gehen, entweder in die Stadt irren oder schon wieder auf den Bahnhof rennen möchten. Erschwerend war auch, dass die Gruppe Schweiz ohne Armee (GSOA) zur gleichen Zeit ein paar Meter entfernt ebenfalls Unterschriften für die Abschaffung der Wehrpflicht sammelte.


Wir haben es gut in der Schweiz

 Sammelorte müssen von der Polizei bewilligt werden. Wir hätten sonst den Platz gewechselt, denn viele Passanten dachten, dass die beiden sammelnden Gruppen zusammen gehören und wollten darum kaum ein zweites Mal eine Geschichte hören und nochmals aufgehalten werden. Das Sammeln machte mir so grossen Spass, dass ich beschlossen habe, am 2. Oktober in Winterthur für die Raserinitiative zu sammeln. Ich bin gespannt, ob das Echo und die Anzahl der Unterschriften dort dann auch gut ausfallen wird und ob die Passanten ebenso nett sind, wie jene in St. Gallen.


Spannend war übrigens, wer sich an einem gewöhnlichen Samstag in St. Gallen aufhält. Ich staunte über Unterschriften aus Basel,  Bern, Luzern, aus dem Waadtland oder auch von Auslandschweizern, die in Heimaturlaub sind. Es ist etwas kompliziert, die Übersicht zu behalten, wenn man nicht gut eingerichet ist. Wir hatten darum einen Ordner mit alphabetischem Register dabei, um die Gemeinden zu ordnen und schneller zu finden.


„Ihr habt es gut in der Schweiz“, hörte ich von ausländischen Passantinnen und Passanten immer wieder, die übrigens gern unterschrieben hätten. „Sowas müsste man bei uns auch können“, sagte eine Frau, die sich für unsere Initiativrechte interessierte. „Schade aber, dass man für so ein Anliegen überhaupt auf die Strasse gehen muss“, erklärte eine andere Frau. Es sei doch eigentlich selbstverständlich, dass vorbestrafte Pädophile nicht mehr an Kinder herangelassen würden.


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