St.Galler Kandidatinnen stachen in See

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Die Wassergöttin hatte ein Einsehen mit den sportlichen Politikerinnen. Bilder: Daniel Ammann.
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Aufgepasst in Bern - Frauenpower aus der Ostschweiz ist bereit, das Bundeshaus zu entern.

Die Statements der Politikerinnen und Kandidatinnen für ihre gemeinsame Bootstour lesen Sie hier.

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In drei grossen Kanadiern legten am Montagabend Regierungspräsidentin Karin Keller-Sutter, die Nationalrätinnen Lucrezia Meier-Schatz, Hildegard Fässler, Yvonne Gilli und mit ihnen rund 20 St.Galler Nationalratskandidatinnen im Goldacher Freibad Seegarten an. Trotz gelegentlichen Rhythmusschwierigkeiten und heissen Balanceakten zu Wasser waren die politischen Sportskanonen zufrieden und glücklich.

 

Medieninformation/ Eva Grundl

15:08:2011

 

GOLDACH. Spaß gemacht hat es allen durch die Bank, unabhängig von politischen Lagern und egal, ob junge oder erfahrene Politikerin beziehungsweise Kandidatin. Mit ihrer gemeinsamen Bootstour haben die 23 Teilnehmerinnen aber auch ein eindeutiges, wichtiges Zeichen gesetzt, denn: Frauen sind im nationalen Parlament markant untervertreten.

 

Im Ständerat besetzen Frauen 17.4 Prozent der Sitze, im Nationalrat sind es 30 Prozent. Besonders schlecht sieht es bei der St.Galler Nationalratsvertretung aus: Derzeit stehen drei Nationalrätinnen neun Nationalräten gegenüber. Grund genug, um kräftig Gegensteuer zu geben, werden doch auf nationaler Ebene wichtige Weichen für die Zukunft gestellt, finden die Frauenzentrale des Kantons St.Gallen und der Verein ostschweizerinnen.ch. 

 

Warum im gleichen Boot?
Die beiden parteiunabhängigen Frauenorganisationen haben die Kandidatinnen für die gemeinsame Aktion ins gleiche Boot gebeten. In drei grosse Kanadier, um genau zu sein. Nach einer kurzen Bodensee-Rundfahrt legten die Frauen ihre Ruder und Schwimmwesten ab, um sich den Fragen der Medienschaffenden zu stellen. An Profil fehlt es den Ständerats- und Nationalratskandidatinnen nicht, Gemeinsamkeiten finden sich somit nur in wenigen Punkten.

 

Während die SP-Frauen die ungleiche Verteilung von Einkommen, Vermögen und Macht thematisieren, die es gemeinsam zu bekämpfen gilt (Hildegard Fässler, Barbara Gysi, Bettina Surber), stellen Lucrezia Meier-Schatz CVP und Susanne Vincenz-Stauffacher FDP eher die Vorzüge von gemischten Teams in Politik und Wirtschaft ins Zentrum.

Doch wenn auch längst nicht alle Teilnehmerinnen ihr Heu auf der gleichen Bühne haben, war es beim Event recht beeindruckend zu erleben, mit welcher Entschlossenheit, Entschiedenheit und Verve die Frauen bei der Politik dabei sind.  

 

Unabhängiger, kompromissbereiter: Politisieren Frauen anders?
Die grüne Kantonsrätin Susanne Hoare-Widmer ist überzeugt, dass Politikerinnen Frauenthemen besser vertreten, weil sie nachfühlen können, was Frauen belastet. Sie seien sich gewohnt, sozial zu denken und in der Sache kompromissbereiter, glaubt Monika Lehmann-Wirth CVP. Claudia Friedl SP hat festgestellt, dass Frauen weniger mit Verbänden verhängt sind und dadurch unabhängiger politisieren. „Sachpolitik kommt vor Parteipolitik“, unterstreicht Vreni Breitenmoser CVP, ihre Parteikollegin Yvonne Suter fordert „lösungsorientierte Politik statt Dauerblockade“.

 

Grosse Vielfalt an Kandidatinnen
Um den Frauensitz von Ständerätin Erika Forster zu verteidigen, hat selbst die St.Galler Regierungspräsidentin Karin Keller-Sutter im Kanadier Platz genommen. Allen gemeinsam ist die Überzeugung, dass die Interessen der Frauen nur zusammen ans Ziel gelangen. Ständeratskandidatin Yvonne Gilli formuliert es so: “Es lohnt sich, sich auf gemeinsame Ruderbewegungen einzustimmen, trotz unterschiedlicher Rhythmen, unterschiedlicher Rufe und unterschiedlicher Fähigkeiten.“ Wer den Frauenanteil im eidgenössischen Parlament erhöhen will, stösst in der Tat auf eine grosse Vielfalt von Kandidatinnen. Dazu gehört auch die grünliberale Margrit Kessler, die den Automausstieg fordert, oder Claudia Martin von der SVP, die sich ins gleiche Boot setzt, um die Frauen zu motivieren, ihr Wahlrecht auszuüben.

 

Frauen politisieren klar
Monika Staubli, Geschäftsführerin der Frauenzentrale, bringt es auf den Punkt: „So lange nur ein Teil der Wählerinnen Frauen wählt, wird sich am massiven Ungleichgewicht nichts ändern.“ Bei den Wählerinnen soll es aber nicht bleiben, schliesslich sind auch die Männer aufgefordert, Frauen zu wählen. Die Mehrzahl der St. Galler National- und Ständeratskandidatinnen sind im Onlinemagazin ostschweizerinnen.ch mit persönlichen Porträts vertreten, ebenso im druckfrischen Mitteilungsblatt der Frauenzentrale. “Die Frauenzentrale setzt sich mit grossem Engagement für die Kandidatinnen ein“, schiebt Monika Staubli nach. Politikerinnen investierten nicht nur mehr Zeit für ihr Amt als ihre männlichen Kollegen - auch ihre Erfolge seien beachtlich.

 

 „Frauen politisieren klar und verhelfen ihren Anliegen immer besser zum Durchbruch. Und dies obwohl sie erst seit 40 Jahren wählen und gewählt werden können.“ Erika Bigler, parteilose Präsidentin von ostschweizerinnen.ch, ist optimistisch: „Wenn sich politisch engagierte Frauen zu lebensnahen Themen authentisch und in einer Haltung und Sprache äussern, die verstanden werden, können sie Wählerinnen und Wähler gewinnen, davon bin ich überzeugt.“

Ein Bild ganz genau davon machen und Biglers Optimismus teilen konnte, wer die Statements, die Power und die Kraft der Frauen am See in Goldach auf sich wirken liess. Ein frischer Ostwind, der da Richtung Bern weht, keine Frage.   


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