Öffentliche Verhandlung im Mordfall Politkowskaja beschlossen

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Anna Politkowskaja - KennerInnen bezeichnen sie als das Gewissen der Nation.
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"Keine Analyse der Amtszeit Putins, sondern lediglich emotionale Randnotizen zum heutigen Leben in Russland", so die Autorin über ihr Buch.

"Putin, der zufällig eine enorme Macht in die Hände bekam, gebraucht diese Macht mit für Russland katastrophalen Folgen. Ich mag ihn nicht, weil er die Menschen nicht mag. Er erträgt uns nicht. Er verachtet uns. Er denkt, wir sind nur ein Mittel zum Zweck für ihn, ein Mittel zur Erfüllung seiner Machtambitionen. Und deswegen darf er alles, kann mit uns spielen, wie es ihm passt. Er glaubt, dass wir nichtswürdig sind, er glaubt, dass er Zar und Gott zugleich ist, vor dem wir uns verneigen und fürchten müssen."

Auszug aus dem Vorwort der Autorin zur deutschen Ausgabe ihres Buches, in welcher sie sich zudem kritisch gegen den damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder äußert.


Buch bestellen: Anna Politkowskaja: In Putins Russland, 2004.

Moskau - Der Mordprozess an der regierungskritischen russischen Journalistin Anna Politkowskaja wird gegen den Widerstand der Staatsanwaltschaft öffentlich verhandelt. Der mutmassliche Mörder, der Tschetschene Rustam Machmudow, ist weiterhin auf der Flucht.

 

Pressedienst

17:11:2008

 

Angehörige Politkowskajas hatten befürchtet, dass der Prozess wegen der Anklage gegen den Ex-Geheimdienst-FSB-Mitarbeiter Pawel Riagusow hinter verschlossenen Türen stattfinden könnte.
Er soll Politkowskajas Adresse weitergegeben haben und hat durchgesetzt, dass der Prozess vor einem Militärgericht stattfindet.

Bei den anderen Angeklagten handelt es sich um den russischen Polizisten Sergej Chadschikurbanow sowie die tschetschenischen Brüder Dschabrail und Ibrahim Machmudow - zwei Geschwister des flüchtigen mutmasslichen Täters Rustam Machmudow, der in Westeuropa untergetaucht sein soll.

Die Anwältin Moskalenko wies darauf hin, dass die Vorermittlung nicht geklärt habe, "wer den Mord bezahlt hat". Zudem sei die Befragung von Ramsan Kadyrow, Russlands Statthalter in Tschetschenien, abgelehnt worden. Dieser habe Politkowskaja bedroht.

Dmitri Muratow, Chefredaktor der Zeitung "Nowaja Gaseta", für die Politkowskaja geschrieben hatte, sagte, russische Geheimdienstagenten hätten den Mord organisiert und koordiniert.

Politkowskaja war am 7. Oktober 2006 im Treppenhaus ihres Moskauer Wohnhauses erschossen worden.
Sie gehörte zu den wenigen Journalisten in Russland, die etwa über den Feldzug der russischen Truppen in Tschetschenien kritisch berichtet und schwere Menschenrechtsverletzungen angeprangert hatten.

Frühere Kollegen vermuten, dass ihr Tod im Zusammenhang mit einem geplanten Artikel über Folter in Tschetschenien stand.

Zugleich halten sich bis heute in Russland Spekulationen, dass die Spuren bis in den Kreml führen.

Menschenrechtler vermuten, dass eine Aufklärung des Falls nicht im Interesse der russischen Führung liege und deshalb verhindert werde.

Quellen: Radio SRI/swissinfo; SDA-ATS


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