Mut beginnt im Kopf

Bild
Mut beginnt im Kopf: Frauen üben sich in Selbstverteidigung, um im Überraschungsmoment richtig zu handeln. Bilder: H. Baur-Rigendinger
Bild
Wer sich wehrt, hat eine grössere Chance, einer Gewaltsituation zu entkommen.

 Wie sicher ist Pfefferspray?

Vor allem Frauen haben zu ihrer Sicherheit für unterwegs einen Pfefferspray dabei. Das Angebot ist gross, doch nicht alle Sprays schützen. Im Gegensatz zu Verteidigungsmitteln wie Schlagringen, Klappmesser oder Elektroschockgeräten ist das Benutzen von Pfefferspray zur Selbstverteidigung legal. Frauen, die im Ernstfall einen Pfefferspray benutzen möchten, wird von Experten empfohlen, Handhabung, Zielgenauigkeit und Sprühverhalten (nicht gegen Wind sprühen!) in einem Kurs zu üben. Kassensturz hat im Oktober 2006 10 Sprays eingekauft und getestet. Testsieger ist "Peppergard" der Firma Mace Brand. Auch mit dem Pfefferspray von Brügger und Thomet sind die Experten zufrieden.

Wer sich wehrt, hat eine grössere Chance, einer Gewaltsituation zu entkommen. Jürg Schöttli hat Frauen an einem Selbstverteidigungs-Schnupperabend gezeigt, dass gezielte Prävention das Selbstvertrauen stärkt.

 

Helen Baur-Rigendinger

04:07:2009

 

Meide dunkle Parkhäuser! Kleide dich unauffällig! Sei zu später Stunde nicht allein unterwegs! Gut gemeinte Ratschläge, die im Einzelfall Sinn machen, aber den Lebensraum und die Bewegungsfreiheit einschränken. Und – sie zementieren ein weibliches Opferbild, das wenig dazu beiträgt, das Selbstvertrauen zu stärken.

 

Prävention ist A und O

Um genau dieses Selbstvertrauen ging es am Selbstverteidigungs-Schnupperabend, zu dem die Frauengemeinschaft Flums in die Mehrzweckhalle eingeladen hat. Jürg Schöttli, Berufsoffizier mit 25jähriger Erfahrung, gab den Frauen nicht nur Tipps und Tricks für gezielte Verteidigung mit auf den Weg, sondern machte ihnen klar: Prävention ist das A und O. „Erprobte Methoden der mentalen und körperlichen Verteidigung befähigen Frauen dazu, in Gewaltsituationen überlegt und zielgerichtet zu handeln.“ Jede Frau besitze die Fähigkeit, sich selbst zu wehren. Es brauche zwar Mut, Schläge oder Tritte gezielt auszuteilen. Reaktionsvermögen und wirkungsvolle Strategien gepaart mit weiblicher Raffinesse könnten aber physische Unterlegenheit wettmachen.

 

Der Angst entgegentreten

Was beunruhigt Frauen? Wo sehen sie Gefahren? Dunkle und „komische“ Strassenviertel wurden genannt. Bahnhöfe, Unterführungen und Parkhäuser. Angst kann auch auftreten, wenn Menschen nach Konsum von Alkohol und Drogen ausfällig werden. Sich erfolgreich vor Respektlosigkeiten und Übergriffen wehren, erfordert eine aktive Auseinandersetzung mit angstbesetzten Situationen. Das Rezept, so der Kursleiter, heisse Distanz wahren. Wer Grenzen setze und sich lautstark und tatkräftig wehre, habe ganz klar die besseren Karten.
Die Palette der Abwehrmöglichkeiten ist breit. Eingesetzt werden können Hände und Ellenbogen ebenso wie Knie und Füsse. „Getraut euch zuzupacken“, ermunterte der Kursleiter die Frauen bei den praktischen Übungen auf der Matte. Wurden die Anweisungen zuerst noch zurückhaltend befolgt, trafen die spielerischen Schläge in die mit Polster geschützten, sensiblen Zonen zu vorgerückter Stunde immer gezielter. Thematisiert wurden auch verschiedene Alltagswaffen, die bei einem Übergriff angewendet werden können. In der Not können Handtasche, Handy und Schlüsselbund als Schlagmittel gute Dienste erweisen. Wappnen kann frau sich auch mit einem Pfefferspray. Ohne Übung bietet das Reizgas in heiklen Situationen jedoch wenig Sicherheit.

 

Handlungsstrategien durchspielen

Jürg Schöttli appellierte an die Kursteilnehmerinnen, sich mit Gewaltsituationen auseinander zu setzen und mögliche Handlungsstrategien im Kopf abzuspielen, um im Überraschungsmoment richtig zu handeln. Wichtig sei, dass man das Umfeld aktiv wahr nehme und reagiere, wenn ein mulmiges Gefühl aufkomme.
Der Schnupperkurs ist ein Mosaikstein auf dem Weg zur erfolgreichen Abwehr. Wirksame Methoden zur mentalen und körperlichen Selbstverteidigung können Interessierte in frauenspezifischen Selbstverteidigungskursen erlernen. Was nehmen die Teilnehmerinnen mit auf den Weg? Mut wurde erwähnt - um selbstsicher(er) durchs Leben zu gehen oder den Angreifer im entscheidenden Moment gezielt an empfindlichen Stellen zu treffen. Diese und jene Frau hat zudem ihr eigenes Sicherheitskonzept zusammen gestellt. Für den Nachhauseweg ins abgelegene Wohnquartier ebenso wie für die Joggingrunde im Wald oder für die richtige Reaktion, wenn Unbefugte sich Zutritt zum Haus verschaffen sollten.


zurück            Diesen Artikel versenden            Mein Kommentar zu diesem Artikel
Verein ostschweizerinnen.ch · c/o Nelly Grubenmann · Tellen | Postfach 30· 9030 Abtwil · kontakt@ostschweizerinnen.ch