Mehr Freiraum für die "Generation Rücksitz" - Gegen 400 Menschen besuchten das St. Galler Forum "Stark durch Erziehung" in Gossau

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Kinder brauchen Wurzeln und Flügel - Erwachsene auch. Bilder: Karin Ulii
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Sich austauschen und voneinander lernen - auch darum ging es beim Erziehungsforum.

Die Kampagne "Stark durch Erziehung" wurde vom Schweizerischen Bund für Elternbildung SBE lanciert; sie startete am 2. September 2006 und dauert bis Ende 2009. Die Aktivitäten in den Kantonen variieren je nach den zur Verfügung stehenden Ressourcen und vorhanden Strukturen. 
Im Kanton St. Gallen liegt der Schwerpunkt der Aktivitäten in der Zeitspanne von
Mitte 2007 bis Ende 2009.

 

Weitere Informationen zur Kampagne unter: www.e-e-e.ch.

Die Elternbildung und Kampagne-Aktivitäten im Kanton St. Gallen im Internet bei: 
www.elternbildung-sg.ch.  

Unter dem Motto "Stark durch Erziehung" veranstaltete die Elternbildung des Kantons St. Gallen gemeinsam mit mehreren Partnerorganisationen am 15. November das zweite St. Galler Forum. Im Mittelpunkt standen Referate und Gespräche zu Freiraum geben und Mut machen.

 

Karin Ulli

20:11:2008

 

Die Organisatoren machten das diesjährige Motto gleich zum Programm und bewiesen Mut zum Ungewöhnlichen, indem sie die etwa 390 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Gesprächskreisen platzierten und sämtliche Tische aus dem Fürstenlandsaal verbannten. So wurde Freiraum geschaffen für persönliche Begegnungen und Gespräche zwischen Eltern, Tages- und Pflegeeltern, sowie Fachpersonen aus Horten, Kindertagesstätten und Schulen.

 

Gemeinsam verantwortlich

Markus Schwager, Leiter der Fachstelle Elternbildung des Kantons, hob im Interview mit der Tagesmoderatorin Mona Vetsch hervor, dass die Erziehungsverantwortung durch Schule und Elternhaus wahrgenommen werden müsse. In Zukunft sollen Lehrkräfte und Eltern in ihrer Weiterbildung noch näher zusammengebracht werden, sagte Schwager.
Beim Thema Erziehung haben auch Kinder einiges mitzureden. Im Filmprojekt, das Nico Bosshart und Kora Forrer, Studierende am Gymnasium Friedberg, als Teil ihrer Maturaarbeit durchführten, kamen Betroffene vom Kindergärtler bis zur Oberstufenschülerin zu Wort.


Freiraum mutig erforschen

In ihren Referaten zu den Stichworten "Freiraum geben" und "Mut machen" ging Sigrid Tschöpe-Scheffler, Direktorin des Instituts für Kindheit, Jugend und Familie an der Fachhochschule in Köln, auf die Bedeutung dieser Faktoren in der kindlichen Entwicklung ein. "Kinder brauchen Wurzeln und Flügel - Erwachsene auch", sagte sie und betonte, dass die Bedürfnisse der Eltern nicht zu kurz kommen dürften, denn "Pädagogik und Persönlichkeit sind nicht zu trennen".
Ein wichtiger Freiraum für das Kind sei ein Schulweg, auf dem es eigene Erfahrungen machen könne und "Zumutungen" erfahre, in deren Überwindung es seine eigenen Stärken erproben könne. Wenn Kinder überall hingefahren würden, entfalle dieser unersetzliche Erfahrungsraum. Tschöpe sprach von der "Generation Rücksitz", welche die Welt fast ausschliesslich vom Rücksitz eines Autos aus erlebe.
Sie ermutigte die Zuhörenden, den Kindern nicht die Zumutungen des Lebens abzunehmen. Es gebe keinen einzig richtigen Erziehungsweg, betonte die Referentin. Weder Kinder noch Erwachsene müssten perfekt sein.


Workshop und Geschichten

Ergänzt wurde die Tagung durch Workshops für Lehrpersonen, unter der Leitung von Andrea Eugster Ingold. Der Schriftsteller und Kindergärtner Lorenz Pauli brachte mit seinen tierisch-starken Geschichten und der berndeutschen Pantomime Bewegung in die Versammlung.
Praktische Tipps zum Umgang mit unharmonischen Familiensituationen oder Suchtmitteln erhielten Ratsuchende von vier Gossauer Jugendlichen, die unter der Leitung von Beatrice Mock vom Jugendsekretariat Gossau die Beratungsecke während der Tagung betreuten.


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