Neue Masche

Tipp/Serien - Titel

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Theresa Honeywell, 2006. Ein Moped mal anders - nicht nur in Sachen Farben... Bild: Museum Bellerive.
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Vernetzte Fäden und ihre künstlerischen Ergebnisse - zu sehen in Zürich. Bild: kultur-online.net.
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Das Belle Rive Museum in Zürich. Bild: Belle Rive Museum.

Neue Masche − gestrickt, gestickt und anders
29. April 2011 bis 24. Juli 2011
Vernissage: Do 28. April 2011, 19 Uhr

Museum Bellerive
Höschgasse 3
CH - 8008 Zürich
T: 0041 (0)43 4464-469
F: 0041 (0)43 4464-503
E: info@hgkz.ch
W: http://www.museum-bellerive.ch

Öffnungszeiten:
Di bis So 10 - 17 Uhr
Donnerstag 10 – 20 Uhr

Handarbeitstechniken wie Stricken oder Häkeln sind wieder aktuell. Doch werden heute – im Unterschied zu den bekannten Kategorien – mit dem Faden in der Hand ganz neue Wirkungsfelder beschritten. Selbstbestimmung, Aktivismus oder Vernetzung sind Merkmale eines Crossover durch Kunst, Mode und Produktdesign. Die Verbindung der Künste mit dem Alltäglichen anhand von Nadeltechniken sowie das daraus hervortretende Potenzial vielgestaltiger Interaktionen bilden den Kern dieser Ausstellung.

 

Medieninformation

10:04:2011

 

Für die rund sechzig überwiegend zeitgenössischen Annäherungen an das altbekannte Handwerk ist der Faden – als solcher weder Werkstoff noch Werkzeug – das ideale Motiv.

Die Materialität des Strick- und Häkelzeugs erlaubt eine natürliche Nähe zwischen Künstler und Betrachter, die Wärme des Materials entkräftet die Autorität des Werks. In der Vorliebe für Techniken, die gleichfalls perfekt und unprofessionell, intellektuell und populär, verstaubt und neuartig, funktional und unnütz erscheinen, manifestiert sich – mitunter provozierend – lustvolle Kritik an kulturellen Setzungen, das Transferieren der Masche ins Untextile oder die Entstehung des Werks erst durch sein Publikum.

 

Solchem Esprit zugrunde liegen Pionierarbeiten, die vor einhundert Jahren etwa im Schweizerischen Werkbund entstanden. Auf historische Distanznahme verzichtend, treten Objekte von Sophie Taeuber-Arp und Eugen Hasenfratz in einen Dialog mit prägenden Positionen der 1990er-Jahre wie Rosemarie Trockel oder Droog Design.

Auch die Medien verhelfen den Handarbeitstechniken zu Popularität. Unerwartet berichten sie über ein Strickkleid Michelle Obamas, über die Bitte nach Strickzeug eines der eingeschlossenen chilenischen Bergarbeiter, über den Wettbewerb des FCZ um den kreativsten Fanschal oder über die nach einer Guerilla-Aktion umhäkelte Baumreihe am Stadtrand.

 

Heute treffen sich Jung und Alt zu Strickzirkeln und gleichsam als Nachlese zu William Morris versteht der europäische Craft-Aktivismus das Handwerk erneut als politisches Statement. Der wiederentdeckte Lifestyle des Selbermachens taugt als undogmatische Gegenströmung und schafft gleichzeitig den Sprung von der verpönten Heimarbeit in den akademischen Diskurs.

Die progressiven Programme der Designhochschule Eindhoven und der Architekturschule der Königlich Dänischen Kunstakademie sowie die aus der Zürcher Hochschule der Künste hervorgegangene Senior Design Factory zeugen davon.

Mit einem einzigen, von Guerilla bis Forschung gespannten Faden, verführt die international besetzte Ausstellung abseits chronologischer oder narrativer Auffädelung zu unverhofften Komplizenschaften, provokanten Divergenzen und zur Re-Lektüre des Alltäglichen.


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