Vereinbarkeit von Beruf und Familie auch für Männer ein zentrales Anliegen

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Männer müssen und wollen auch andere Rollen als jene des "Ernährers" einnehmen.
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Die Wirtschaft ist zumindest künftig verstärkt auf Frauen angewiesen.

Die Studie ist hier online verfügbar.

Mit der Studie "Was Männer wollen!» erhob Pro Familia im Auftrag des Departementes des Innern die Bedürfnisse der Männer, wenn es um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie geht. Die online durchgeführte Umfrage bei Klein- und Mittelunternehmen (KMU) im Kanton St.Gallen zeigt, dass die Vereinbarkeit auch für Männer ein zentrales Thema ist. Männer sind mit ihrer Situation insgesamt zufrieden, wünschen sich am Arbeitsplatz aber vor allem höhere zeitliche Flexibilität. Die Studie weist auch nach, dass sich viele Männer in der Frage der Vereinbarkeit im Vergleich mit Frauen benachteiligt fühlen.

 

Medieninformation/ Eva Grundl

01:04:2011

 

«Die demographischen Veränderungen haben zur Folge, dass die Wirtschaft in Zukunft noch viel stärker sowohl auf Männer als auch auf Frauen als Mitarbeitende angewiesen sein wird», sagt Regierungsrätin Kathrin Hilber, Vorsteherin des Departementes des Innern, zur neuen Studie. 

Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie wird für beide Geschlechter zu einem zentralen Thema auf dem Arbeitsmarkt. Wenn auch Frauen vermehrt einer Lohnarbeit nachgehen sollen, dann müssen Männer eine neue Rolle und neue Aufgaben in der Familie übernehmen. Diese Botschaft ist bei den Männern angekommen. Über 70 Prozent von ihnen geben an, dass sie ihren zukünftigen Arbeitgeber unter anderem aufgrund der angebotenen Möglichkeiten, Berufs- und Privatleben gut unter einen Hut zu bringen, auswählen.

 

Grosses Interesse am Thema

Die Studie «Was Männer wollen!» wurde von Pro Familia im Auftrag des Departementes des Innern durchgeführt. Die Beteiligung der KMU und ihrer männlichen Mitarbeitenden übertraf die Erwartungen. Von den rund 3500 Mitarbeitern von 35 KMU im Kanton St.Gallen, die an der Online-Umfrage mitmachten, beantworteten knapp 1200 die Fragen der Erhebung. Damit stehen zum ersten Mal in der Schweiz repräsentative Aussagen zu den Anliegen der Männer bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie zur Verfügung.

 

Mehr zeitliche und räumliche Autonomie

Zwei Drittel der Männer sind mit ihrer beruflichen Situation insgesamt zufrieden. Trotzdem ortet eine Mehrheit von 68 Prozent im Bereich der Vereinbarkeit Konfliktpotenzial. Am stärksten ins Gewicht fällt dabei die fehlende zeitliche Verfügbarkeit. Unter den Unzufriedenen sind viele jüngere Väter. Ein Drittel aller Väter, die an der Umfrage teilnahmen, ist der Ansicht, sie könnten den Ansprüchen ihrer Familien nur bedingt genügen.

Befragt nach ihren Wünschen, wie die Vereinbarkeit verbessert werden könnte, setzen 90 Prozent aller Umfrageteilnehmer Zeitautonomie an die erste Stelle. Auf den nächsten Plätzen folgen Jahresarbeitszeit und Zeitkonten. In Betrieben, wo dies von der Art der Arbeit her möglich ist, wird auch örtliche Flexibilität im Sinn von Telearbeit oder Homeoffice hoch bewertet. Insgesamt wird von den Arbeitgebern ein höheres Engagement bei der Vereinbarkeit erwartet.

 

Gleichstellung mit Frauen

Männer wünschen sich, von ihren Kindern nicht nur als Wochenendväter wahrgenommen zu werden. Folgerichtig gibt die Mehrheit der Männer an, dass sie ihre Erwerbsarbeitszeit reduzieren möchte. Zwei Drittel sind auch bereit, dafür Lohneinbussen in Kauf zu nehmen. Allerdings befürchtet mehr als die Hälfte der Männer bei einer Arbeitszeitreduktion negative Auswirkungen auf die Aufstiegs- und Karrieremöglichkeiten. Sie beklagen die diesbezüglich immer noch festgefahrenen Rollenbilder.

Schliesslich geben 85 Prozent der Umfrageteilnehmer an, dass die Angebote für Männer im Bereich Vereinbarkeit jenen der Frauen angepasst werden sollten. Beda Meier, Leiter des Kompetenzzentrums Integration, Gleichstellung und Projekte im Departement des Innern, fasst zusammen: «Offensichtlich ist das Thema Vereinbarkeit definitiv auch bei den Männern angekommen.»

 

Schlussfolgerungen für die Praxis

Beim Kanton werden im Zuge der Revision des Personalechts bereits Massnahmen zur weiteren Flexibilisierung der Arbeitszeit umgesetzt. In Arbeit sind beispielsweise die Rahmenbedingungen für Telearbeit und Arbeitszeitkonten. Die Ergebnisse der Studie bestätigen nun die Stossrichtung der kantonalen Bemühungen. Im Mai diskutiert die kantonale Gleichstellungsförderung die Ergebnisse der Studie mit interessierten Kreisen, um dann gemeinsam mit externen Fachleuten auch Schlussfolgerungen und Empfehlungen für die Umsetzung der neuen Erkenntnisse in die Praxis zu erarbeiten.


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