Gret Zellweger zu Gast im Museum Appenzell

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Bodenständig, phantasievoll und stets beeindruckend - das sind die Arbeiten von Gret Zellweger.
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Das Museum Appenzell zeigt die erfolgreiche Ausstellung noch bis 14. März 2010.

Weitere Informationen: Museum Appenzell.

Noch bis zum 14. März zeigt das Museum Appenzell einen umfassenden Querschnitt aus dem Schaffen der Teufener Kunsthandwerkerin und Künstlerin Gret Zellweger. Zu sehen sind in ihrer ersten Museumsausstellung grossformatige Bergpanoramen neben filigranen Handschriften, markante Holzschnitte neben ausdruckstarken Malereien in verschiedenen Techniken, die Vorlagen für Tischsets des Bergwirtevereins und weitere grafische Arbeiten.

 

Elke Baliarda

12:02:2010

 

Einen besonderen Schwerpunkt der sehr erfolgreichen Ausstellung bilden die originellen Blecharbeiten, die in jüngerer Zeit zu einem neuen Markenzeichen von Gret Zellweger geworden sind. Dabei wird einerseits auf vielfältige Weise altes Dachblech bemalt., und andererseits werden aus Blechplatten Figuren – Kühe, Geissen, Silvesterkläuse, Manne und Goofe – von Hand oder mit einer Laserschneidemaschine ausgeschnitten und zu Reliefs und eigentlichen Blechskulpturen weiter bearbeitet.


Man nehme ein grösseres Stück altes Blech, das beispielsweise als Dachbedeckung gedient hat, leicht rostig, mit Spuren von orangem Bleimennig und anderen Blechdachfarben. Man zeichne eine Kuh von vorne – mit Hörnern wohlverstanden. Die Zeichnung übergebe man dem Computer, der seinerseits eine Laser-Schneidemaschine steuert, die mit grösster Präzision und ohne müde zu werden Kuh für Kuh aus dem Blech ausschneidet – einmal kleiner, einmal grösser und auch seitenverkehrt. Die einzelnen Kühe werden mit dem Hammer kaum merklich bearbeitet, getrieben, und erhalten so Leben und Individualität.

Da noch ein kleiner zusätzlicher Farbfleck und dort eine kleine Retouche am Rost – und fertig ist das Blechrelief oder die kleine Eisenskulptur, die ganz und gar appenzellisch und weltläufig zugleich ist, archaisch und zeitlos oder, bodenständig und von einer bemerkenswerten Leichtigkeit. Dasselbe gilt für die Silvesterkläuse, die nach dem gleichen Muster und aus demselben Blech geschnitten sind. Jeder der fünf Schönen – Vorrolli, drei Schelli und Noerolli – scheint mit seinen beiden Beinen samt Stock im Boden festzustehen und tanzt gleichzeitig mit dem bleischweren Gruscht wie aufgewirbeltes Buchenlaub.

Daneben entstehen weitere Figuren, die aufgezeichnet und von Hand mit der Schere aus dem Blech ausgeschnitten werden: Geissen, „andere“ Kühe, Streichmusikanten, Wüeschti (Silvesterkläuse) oder ganz einfach „Manne ond Goofe“.
Deren Nacharbeitung erfolgt auf die selbe Weise wie bei den gelaserten Figuren mit Feile, Hammer, Farbe und Lack – mit dem Unterschied allerdings, dass beim Handschneiden mehr Schnipsel als regelmässige Negativformen entstehen.

Eigens zur Ausstellung hat Gret Zellweger ein Künstlerbuch herausgegeben mit all diesen bezaubernden Figuren in einer Auflage von 150 nummerierten Exemplaren. Jedes Buch ist mit einer Originalfigur auf dem Deckblatt versehen.


Gret Zellweger hat Vieles getan in ihrem Leben. Als gelernte Bäuerin machte sie eine Lehre bei der Post. Ihr Arbeitsbereich schliesslich war die Posthalterstelle auf der Schwägalp und bei der Säntisbahn. Diese sichere Stelle gab sie vor bald 30 Jahren auf, um sich ganz der Kunst zu widmen. Auch in diesem Gebiet geschieht alles in reichen Variationen, frei nach ihrem Motto: „Wenn man will – kann man vill“.


Ihren Schritt zur Kunst hat sie nicht bereut. Als ich sie in ihrer heimeligen Kunstwerkstatt besuche, begutachtet sie gerade das neue Logo für das Berggasthaus Alter Säntis, das sie mit ihrer unnachahmlichen Art beschriftet und verziert hat. Die Schriftenmalerei beherrscht Gret Zellweger so gut wie ganz wenige ihrer Zunft. Sie bedauert, dass es kaum noch Schriftenmaler gibt.


Ihrem Geburtsort Teufen ist sie bis auf einige Auslandsaufenthalte treu geblieben Sie wuchs auf Farnbühl, dem kleinen landwirtschaftlichen Betrieb ihrer Eltern mit vie Geschwistern auf. Nach dem Besuch der Landwirtschaftlichen Schule Custerhof absolvierte sie eine Lehre als Postbeamtin. Auslandsaufenthalte brachten sie unter anderem nach Connecticut, wo sie Kurse für verschiedene Drucktechniken an der angesehenen Silvermine School of Art belegte. Im Jahre 1980 gab sie ihre Arbeit bei der Säntisbahn auf, machte ihr Hobby zum Beruf und eröffnete ein erstes Atelier in Teufen. Seit 1985 betreibt sie eine Kunstwerkstatt samt Ausstellungsremise in ihrem Haus an der Hechtstrasse 8b in Teufen.

Seither beteiligt sie sich immer wieder an Ausstellungen und gibt regelmässig im eigenen Haus Einblick in ihr aktuelles Schaffen.


Gret Zellweger ist aber nicht zuletzt auch zum Wohle der Allgemeinheit tätig. 1994 wurde sie als erste Frau zur Präsidentin des Gewerbevereins Teufen gewählt. Seit demselben Jahr organisiert sie an vorderster Front die jährlich stattfindende Freizeitarbeitenausstellung der Lehrlinge beider Appenzell.


Sie ist Mitglied der Kantonalen Berufsbildungskommission und der Kantonalen Hochbaukommission, Vizepräsidentin des Gewerbeverbandes Appenzell Ausserrhoden. Für ihre Verdienste um die berufliche Ausbildung wurde sie mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet. Von 1996 bis 2009 gehörte Gret Zellweger als Parteiunabhängige dem Ausserrhoder Kantonsrat an.


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